Pamela Brown wurde 1948 in Victoria, Australien, geboren. Sie wuchs auf Militärstützpunkten in Toowoomba und Brisbane, im Staat Queensland auf. Seit 1968 lebt sie hauptsächlich in Sydney, wobei ihre 18-monatige Mitwirkung an der Experimental Art Foundation (EAF) sie unter anderem nach Melbourne, in das Macdonald Valley, zu den Blue & Dandenong Mountains und nach Adelaide führte. In den 1970er und 80er Jahren engagierte sich Brown in linksgerichteten politischen Aktionen. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich unter anderem als Seidendruckerin, Rocksängerin und als Film- und Videomacherin. 1991 unterrichtete sie Australische Poesie an der Universität für Fremdsprachen in Hanoi, Vietnam. Sie hat außerdem Schreibseminare und Kurse in Multimedia- und Filmstudien durchgeführt. Seit 1990 arbeitet sie in der Wissenschaftsbibliothek der Universität von Sydney; seit 1997 ist sie Lyrikredakteurin bei der australischen Zeitschrift »overland«.
Seit 1971 hat Pamela Brown mehrere Bücher mit Gedichten und Prosa veröffentlicht. Sie schreibt auch Rezensionen und Essays und hat Drehbücher und Performance-Texte verfaßt. Übersetzungen sind in Frankreich, Italien, Kroatien und Vietnam erschienen. »In dieser kapitalistischen Zeit eine Dichterin zu sein, ist als ob man ein Stundenglas anstelle einer Digitaluhr benutzen würde«, kommentierte Brown einmal ihre Tätigkeit. Viele ihrer Gedichte stehen im Zeichen eines politischen Protests, für den auch die Verweigerung von Linearität steht: »Ich pirsche mich gerne heran an Gewißheiten, Autoritäten und Mächte, um sie zu erschüttern, und ich weiß nie, ob es funktioniert. Nach der Atombombe, kann Linearität nur anachronistisch sein.« Eine genaue Beobachtung ihrer Gefühlswelt, aber auch ihrer städtischen Umgebung prägt die Lyrik der australischen Dichterin. Dabei variiert sie zwischen extrem kurzen, oft nur aus einem Wort bestehenden Verszeilen, und langzeiligen, fast narrativen Strophen. »Früher hatten wir Ideen und versuchten dann, ein Vokabular dafür zu finden«, beschreibt sie ihre Entwicklung hin zur Abstraktion, »jetzt interessiere ich mich mehr für das Vokabular und suche nach Ideen, die dazu passen.« Die Themen, auf die sie bei dieser Suche stößt, haben lyrische Tradition: Liebe, Tod, Alltag, Großstadt, Reise, Kunst, Literatur. Ungewöhnlich ist der reiche, auch an der Umgangssprache orientierte Wortschatz und die Ausdruckskraft ihrer wechselweise melancholischen und ironisch-parodistischen Bilder.
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