23. ilb 06. – 16.09.2023

O. V. Vijayan

O. V. Vijayan wurde 1930 in Palakkad, im südindischen Bundesstaat Kerala, geboren. Als Sohn eines leitenden Polizeioffiziers der Malabar Spezialkräfte wuchs er in Kasernen auf. Wegen seiner schwachen Gesundheit begann seine schulische Ausbildung erst mit zwölf Jahren. 1954 schloss Vijayan ein Anglistikstudium ab und unterrichtete anschließend an verschiedenen Colleges in Kerala, bis er 1958 nach Delhi zog. Dort begann er, seinen Lebensunterhalt als Journalist und Zeichner politischer Cartoons zu verdienen, die er seit 1967 freischaffend in zahlreichen Zeitungen wie „The Hindu“ und „The Statesman“ veröffentlichte.
1969 erschien O. V. Vijayans Erzähldebüt „Khasakkinte Ithihasam“ (engl. „The Legends of Khasak“, 1994), geschrieben in Keralas Landessprache Malayalam. Die einfühlsame Schilderung des Dorfschullehrers Ravi im imaginären Khasak wich in signifikanter Weise vom realistischen Erzählstil seiner Landsleute ab. Kritiker riefen daher den Beginn einer neuen Ära aus. Fortan wurde die Geschichte moderner Literatur in Kerala in eine prä- und eine post-Khasak-Ära eingeteilt. Seitdem hat Vijayan weitere Romane, Kurzgeschichten, Novellen und politische Essays geschrieben. Dazu zählen der von ihm selbst ins Englische übertragene Roman „Dharmapuranam“ (1985; engl. „The Saga of Dharmapuri“, 1988) und das vielfach ausgezeichnete Werk „Gurusagaram“ (1987; engl. „The Infinity of Grace“, 1996), an dessen Übersetzung er mitwirkte.
Mit „The Saga of Dharmapuri“ stellte sich Vijayan erfolgreich der englischsprachigen Öffentlichkeit und Presse vor. Im Zentrum des Romans steht das Leiden des Volkes von Dharmapuri unter seinem tyrannischen Präsidenten, das durch Siddharta – nicht den historischen Buddha, sondern einer Messiasfigur – beendet wird. Der symbolische Kampf der beiden Antagonisten ist mit derber Sprache und schwarzem Humor beschrieben. Einige indische Kritiker warfen dem Roman seine „Obszönität“ und eine „imperialistische Tendenz“ vor, während andere in diesem Stil die beste Möglichkeit zum Protest gegen die politische Situation des Landes sahen.
Aus seinen Romanen ist auch der Karikaturist Vijayan herauszuhören, der in seinen Memoiren „A Cartoonist Remembers“ (2002) schrieb: „Eine unbeschreibliche Traurigkeit durchdringt die Realität, die ich darstellen soll, und dennoch verlangt es der herrschende Aberglaube meines Berufsstandes, dass ich die Leute zum Lachen bringe.“ O. V. Vijayan starb nach langer, schwerer Krankheit im Jahr 2005.

© internationales literaturfestival berlin

Bibliographie

Uccakoti: cerukathakal
Current Books
Trichur, 1967

Khasakkinre itihasam
Sahitya Pravarthaka Co-operative Society
Kottayam, 1975

Vijayante kathakal
Sahitya Pravarthaka Co-operative Society
Kottayam, 1978

Ghosayatrayil taniye: lekhanannal
Karant Buks
Kottayam, 1987

Oru sindurappottinte orma
Di. Si. Buks
Kottayam, 1987

Katalttiratta
Di. Si. Buks
Kottayam, 1988

Kurippukal
Karant Buks
Kottayam, 1988

The Saga of Dharmapuri
Penguin
Neu-Delhi, 1988
Übersetzung: O.V. Vijayan

After the Hanging and Other Stories
Penguin
Neu-Delhi, 1989
Übersetzung: O.V. Vijayan

Gurusagaram
Di. Si. Buks
Kottayam, 1993

Pravacakanre vail
Current Books
Kottayam, 1993

Dharmmapuranam
Di. Si. Buks
Kottayam, 1994

The Legends of Khasak
Penguin
Neu-Delhi, 1994
Übersetzung: O.V. Vijayan

Kure kathabijannal
Di. Si. Buks
Kottayam, 1995

The Infinity of Grace
Penguin
Neu-Delhi, 1996
Übersetzung: Ramesh Menon, O.V. Vijayan

Selected Fiction
Penguin
Neu-Delhi, 1999
Übersetzung: O.V. Vijayan

Ittiri nerampokk, ittiri darsanam
Di. Si. Buks
Kottayam, 1999

Vijayan. A Cartoonist Remembers
Rupa & Co
Neu-Deli, 2002

Übersetzer: Ursula Gräfe, Peter Torberg