Norbert Scheuer
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2012, 2013
Norbert Scheuer wurde 1951 im rheinland-pfälzischen Prüm in der Westeifel geboren. Während er eine Abendschule besuchte, absolvierte er eine Lehre als Elektriker. Danach studierte er physikalische Technik in Iserlohn. An der Universität Düsseldorf absolvierte er ein zweites Studium in Philosophie, das er mit einer Magisterarbeit über Kant abschloss.
Sein literarisches Debüt, der Erzählband »Der Hahnenkönig«, erschien 1993, vier Jahre darauf die Gedichtsammlung »Ein Echo von allem«. Sein Romanerstling »Der Steinesammler« (1999) gilt in Scheuers erzählerischem Werk insofern als wegweisend, als er sich bereits hier zu seiner Heimat in der Eifel bekennt, wo er auch seine folgenden Geschichten angesiedelt hat. Diese dezidiert regionale Verortung bedeutet allerdings nicht, dass er sich nicht mit existenziellen bzw. universellen Themen auseinandersetzen würde. Vielmehr kreiert er ein fiktives Abbild eines Mikrokosmos, der ihm bestens vertraut ist, sowohl topografisch und historisch als auch in Hinblick auf das Temperament und die Eigenheiten seiner Charaktere. Schon in seinem Romandebüt zeigt er, wie souverän er eine gewisse Atmosphäre in Verbindung mit der Landschaft erzeugen kann, auch wenn, wie in diesem Fall, die Welt auf ein Dreieck aus Dorf, Steinbruch und Zementwerk reduziert ist. Darin hofft der titelgebende Steinesammler Anton Braden sehnsüchtig auf die Liebe einer Frau, während er von Stumpfsinn und Machtkämpfen zermürbt wird. Auffallend sind besonders Scheuers unaufgeregte, äußerst präzise Sprache und sein nüchtern-lakonischer Ton, der oftmals authentisch und poetisch zugleich klingt. Mit seinem zweiten Roman »Flußabwärts« (2002) und dem Erzählband »Kall, Eifel« (2005) porträtiert er sein eigenes Heimatdorf, bevölkert es mit oft verzweifelten Figuren und verwebt deren Geschichten zu einem dörflichen Panorama. Sein nächster Roman »Überm Rauschen« (2009) wurde von der Kritik begeistert aufgenommen und stand u. a. auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Jüngst erschien »Peehs Liebe« (2012), worin eindringlich und bewegend die Lebensgeschichte eines Mannes bis ins hohe Alter geschildert wird.
Scheuers Gedichte und Erzählungen wurden u. a. in die von Hubert Winkels herausgegebene Anthologie »Beste deutsche Erzähler« aufgenommen und in der renommierten Literaturzeitschrift »Akzente« abgedruckt. Für sein literarisches Schaffen hat er zahlreiche Preise erhalten, u. a. den Martha-Saalfeld-Förderpreis (2003), den Literaturpreis der Kunststiftung NRW (2004), den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und den Georg-K.-Glaser-Preis (beide 2006), zuletzt den Rheinischen Literaturpreis Siegburg (2010). 2011 war er als Poet in Residence an der Universität Duisburg-Essen. Neben seiner Tätigkeit als Autor arbeitet er als Systemprogrammierer. Scheuer lebt in Keldenich/Kall in der Nordeifel.
© internationales literaturfestival berlin
Der Steinesammler
Schöffling
Frankfurt a. M., 1999
Flußabwärts
C. H. Beck
München, 2002
Kall, Eifel
C. H. Beck
München, 2005
Überm Rauschen
C. H. Beck
München, 2009
Peehs Liebe
C. H.Beck
München, 2012