Nils Mohl
Nils Mohl
Nils Mohl wurde 1971 in Hamburg geboren. Er studierte in Kiel, Tübingen und Berlin Literatur, Kulturmanagement in Weimar und war im Baugewerbe, im Einzelhandel und in der Logistikbranche tätig. Inzwischen arbeitet er als Texter in einer Agentur, als Dozent für Schreibtechniken an der Universität Hamburg sowie als freier Schriftsteller.
Nils Mohl begann mit Ende zwanzig zu schreiben und wurde für seine Kurzgeschichten u. a. mit dem MDR-Literaturpreis und dem Literaturförderpreis der Stadt Hamburg ausgezeichnet. Sein Buch »Kasse 53« erschien 2008 und ist inspiriert von seiner eigenen Arbeitserfahrung an einer Kaufhauskasse. Weit entfernt von einer rein vergnüglichen Anekdotensammlung, schildert Nils Mohl sechs Tage aus dem Leben eines Namenlosen in einem Kaufhaus irgendwo in Hamburg im Sommer 1999. Er entwirft das ernüchternde Panorama eines Lebens, in dessen Zentrum Tag für Tag und Stunde für Stunde nichts als die banale Abfertigung Hunderter Kunden steht. In seinem Sammelband »Ich wäre tendenziell für ein Happy End« (2009) versammelt Nils Mohl zwölf Kurzgeschichten und besticht auch hier durch die präzise Schilderung seiner Figuren. Diese sind völlig fixiert auf Erfolge unterschiedlichster Art, werden von eigenen und fremden Zwängen gelenkt und sind alle einsamer, als sie es sich eingestehen wollen. In »Es war einmal Indianerland« (2011), irgendwo zwischen Coming-of-Age-Roman und Liebesgeschichte angesiedelt, schildert Nils Mohl die Tücken des Erwachsenwerden eines 17-Jährigen, der die letzten beiden Ferienwochen am Rand einer Großstadt verbringt. Der Roman ist sicher mehr als ein Jugendbuch, aber doch eines, dem viele jugendliche Leser zu wünschen sind. Die Intensität, mit der Nils Mohl das Lebensgefühl schildert, 17 zu sein und damit das Recht für sich zu beanspruchen, sich »von der Welt nicht verstanden zu fühlen«, wie eine Figur des Romans einmal sagt, ist beeindruckend und ganz nah dran an der Lebenswirklichkeit junger Menschen. Das Buch ist nicht chronologisch erzählt und kann vielleicht am besten als ein Puzzle mit vielen falschherum liegenden Teilen beschrieben werden, das Stück für Stück zusammengesetzt wird und in dem manch entscheidendes Teil erst überraschend spät an die richtige Stelle findet. Nils Mohl spult vor und zurück, schneidet schnell von einer Szene zur nächsten. All das erinnert oft an die Stilmittel des postmodernen Films. Das Besondere an »Es war einmal Indianerland« ist vielleicht vor allem, dass hier eine Geschichte anders erzählt wird, als es thematisch vergleichbare Bücher gewöhnlich tun. Sorgsam konstruiert und voller sprachlicher Innovationen, bricht der Roman gewohnte Rezeptionsmodi auf und entfaltet eine ungeheure Sogwirkung.
Nils Mohl gehört dem Forum Hamburger Autoren an und erhielt verschiedene Auszeichnungen, darunter den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (2011) und das Kranichsteiner Jugendliteraturstipendium (2012). 2012 ist »Es war einmal Indianerland« für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Hamburg.
© internationales literaturfestival berlin
Kasse 53
Achilla
Butjadingen, 2008
Ich wäre tendenziell für ein Happy End
Storys
Plöttner
Leipzig, 2009
Ballade von dünnen Männern
Hosentaschenverlag
Hannover, 2010
Es war einmal Indianerland
Rowohlt
Hamburg, 2011
Stadtrandritter
Rowohlt
Hamburg, 2013
www.nilsmohl.de