Nicole Krauss
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2004
Nicole Krauss wurde 1974 in New York, USA, geboren. Sie studierte Englische Literatur an der kalifornischen Stanford University und als Marshall-Stipendiatin an der University of Oxford in Großbritannien. Weiterführende Studien am Londoner Courtauld Institute für Kunstgeschichte schloss sie mit einer Arbeit über Rembrandt ab. Früh begeisterte sie sich für die Lyrik von Zbigniew Herbert, Rainer Maria Rilke und Joseph Brodsky, mit dem sie in regem Briefkontakt stand. Während ihrer Studienzeit veröffentlichte sie einige Gedichte in verschiedenen britischen Zeitschriften. 1999 produzierte sie für die BBC ein Radioporträt über Brodsky. Im New Yorker Restaurant „Russian Samovar“ initiierte und organisierte sie eine Reihe von Lesungen, an denen zahlreiche Autoren – darunter John Ashbery, Susan Sontag, Derek Walcott und Jonathan Franzen – teilnahmen. Die Auseinandersetzung mit Erinnerung ist für Nicole Krauss von besonderer Bedeutung. Ihre jüdischen Großeltern konnten Europa rechtzeitig vor dem Krieg verlassen, andere Familienangehörige kamen jedoch im Holocaust um. Auch in ihrem Debütroman „Man Walks Into a Room“ (2002; dt. „Kommt ein Mann ins Zimmer“, 2006) geht es um Identität, Erinnerung und Gedächtnisverlust. Samson Greene, ein sechsunddreißigjähriger Literaturprofessor, wird orientierungslos in der Wüste von Nevada aufgefunden. Die Entfernung eines kleinen Gehirntumors rettet ihm das Leben, aber nach der Operation kehren nur die Erinnerungen bis zu Samsons zwölften Lebensjahr zurück. Es ist die Geschichte eines intelligenten, sensiblen Mannes, der in eine Welt zurückkehrt, in der alles fremd und neu für ihn ist. Er erlebt diesen Zustand erst als Irritation, dann als eine Art Befreiung. Als ein charismatischer Wissenschaftler ihn bittet, an einem gewagten Experiment teilzunehmen, willigt er ein. Nicole Krauss setzt sich in diesem Roman mit den emotionalen, wissenschaftlichen, historischen, religiösen und literarischen Aspekten des Vergessens und Erinnerns auseinander. Die Kritiker waren besonders von der Prägnanz ihrer sprachlichen Bilder und der klaren Darstellung solch komplexer Themen beeindruckt. Ihre erste Kurzgeschichte, „Future Emergencies“, wurde 2002 im Magazin „Esquire“ veröffentlicht und 2003 in die Anthologie „Best American Short Stories“ aufgenommen. Ihr Roman, „The History of Love“ (2005; dt. „Die Geschichte der Liebe”, 2005) wurde auszugsweise in der Zeitschrift „The New Yorker“ veröffentlicht. Nicole Krauss war Kolumnistin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Jonathan Safran Foer, zurzeit als Gast der American Academy in Berlin, wo sie an ihrem dritten Roman arbeitet. Das Schriftstellerehepaar hat einen Wohnsitz in New York.
© internationales literaturfestival berlin
Die Geschichte der Liebe
Rowohlt
Reinbek, 2005
Übersetzung: Grete Osterwald
Kommt ein Mann ins Zimmer
Rowohlt
Reinbek, 2006
Übersetzung: Grete Osterwald
Übersetzerin: Grete Osterwald