Nahoko Uehashi
- Japan
- Zu Gast beim ilb: 2008
Nahoko Uehashi wurde 1962 in Tokio, Japan, geboren und gilt seit Erscheinen des ersten »Moribito«-Bandes (1996ff) als eine der großen Stimmen der fantastischen Literatur in Asien. Nach dem Studium der Kulturanthropologie promovierte sie über die indigenen Australier und ist heute als außerordentliche Professorin an der Kawamura Gakuen Women’s University tätig.
Schon als Kind begeisterte sich Nahoko Uehashi für die volkstümlichen Mythen ihrer Heimat. Deren epischer Kosmos sowie ihre Arbeit als Ethnologin bilden den reichen Fundus, aus dem sie in ihrer Literatur fantastische Geschichten und heroische Protagonisten schöpft. In ihrem Werk kreiert sie realistisch gestaltete Fantasiewelten, die von Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen gelesen werden. Ihre Karriere als Schriftstellerin begann mit dem Roman »Seirei no Ki« (1989; Ü: Der heilige Baum). Zur Bestsellerautorin avancierte Uehashi als 1996 mit »Seirei no Moribito« (Ü: Hüter des Geistes) das erste Buch des Moribito-Zyklus entstand. Das zehnteilige Kompendium berichtet vom Schicksal der Speerkämpferin Balsa in einer einzigartigen Welt, in der sich die asiatischen Wurzeln der Autorin spiegeln. Nachdem sie im Alter von sechs Jahren wegen einer politischen Intrige aus ihrem Heimatland flüchten musste, führt die Heldin als Erwachsene ein rastloses Leben als Leibwächterin im Kaiserreich Neu-Yogo. Um dafür zu sühnen, dass einst viel Blut für sie vergossen wurde, schwor sie sich, Leben zu retten. »Fesselnd und einzigartig, angefüllt mit Weisheit und Feingefühl« (Lian Hearn) erzählt die Autorin, wie Balsa Prinz Chagum vor den Mächten, die ihm nach dem Leben trachten, beschützt – denn er ist der Träger des Wassergeistes, der alle einhundert Jahre wiedergeboren wird.
Durch die wirklichkeitsgetreue Darstellung der Charaktere, ihrer Lebensschicksale und der Gesellschaft wird das Fiktionale für den Leser des 21. Jahrhunderts zu einer aktuellen Botschaft über Liebe und Hass, über ethnische Konflikte und die Fragilität sozialer Ordnungen. Die »Moribito«-Serie verkaufte sich in Japan über 1,5 Millionen Mal, wurde ins Englische, Italienische, Spanische und Chinesische übersetzt und feiert auch als Manga, Hörspiel und Anime-Verfilmung Erfolge. Uehashis jüngster Roman »Kemono no soja« (2006; Ü: Die Tier-Bändigerin) thematisiert den ewigen Antagonismus von Humanem und Animalischem und entführt die Leser in das göttliche Königreich Ryoza, das von Yoje, die von den Göttern abstammen soll, mit reinem Herzen regiert wird. Der Verteidigung dienen »Todas«, riesige wilde Kampfschlangen, die nur das Waisenmädchen Erin zu bändigen weiß. Die Rechte am Roman wurden u.a. nach Deutschland, Frankreich, Korea, Schweden und Thailand verkauft.
Nahoko Uehashis Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Sankei Children’s Book Award (1997), dem Iwaya Sazanami Literary Award (2002) für die Moribito-Serie sowie dem Noma Children’s Book Award (2004) für »Koteki no Kanata« (2003; Ü: Jenseits der Flöte des Werfuchses). »Kami no Moribito – Raiho-hen« (2004; Ü: Hüter des grausamen Gottes – die Erscheinung Gottes) wurde auf die IBBY Honour List aufgenommen. Die Schriftstellerin lebt bei Tokio.
© internationales literaturfestival berlin
Serei no Ki
Kaisei-sha
Tokio, 1989
Tsuki no Mori ni Kami yo Nemure
Kaisei-sha
Tokio, 1991
Koku no Tabihito
Kaisei-sha
Tokio, 2001
Kami no Moribito – Raiho-hen/Kikan-hen
Kaisei-sha
Tokio, 2003
Kemono no Soujya – Touda-hen/Oujyu-hen
Kaisei-sha
Tokio, 2006
Koteki no Kanata
Shinchosha
Tokio, 2006
Seirei no Moribito
Shinchosha
Tokio, 2007
Nagareyuku Mono
Kaisei-sha
Tokio, 2008
Übersetzung: Alexander Klepper, Dorothea Überall