Nadine Touma
- Libanon
- Zu Gast beim ilb: 2009
Nadine Touma, geboren 1972 in Bekaa-Tal im Libanon, studierte von 1990 bis 1997 am Wellesley College in den USA, bevor sie sich in Beirut als freie Künstlerin niederließ.
Im Zentrum des Schaffens der Installationskünstlerin, Filmproduzentin, Autorin und Verlegerin steht die inhaltliche Auseinandersetzung mit Menschenrechten, weiblicher Körperlichkeit, arabischer Schrift- und Sprachkultur, Krieg, Gewalt sowie individueller und kollektiver Traumatisierung. Mit ihren Arbeiten gehört sie zu einer Künstlergruppe, die Beiruts zeitgenössischer Kunstszene mit ihren kritischen und politischen Botschaften internationale Aufmerksamkeit sicherte und sie um weitere Themenschwerpunkte und eine humoristische Sichtweise erweiterte. Der Wunsch, dass Kunst nicht länger nur einer ausgewählten Gruppe der Gesellschaft zugänglich, sondern bereits im Alltag von Kindern fest verankert sein sollte, ließ sie 2005 den Verlag »Dar Onboz« als panarabische Plattform, insbesondere für moderne Illustrationskunst, gemeinsam mit Raya Khalaf und Sivine Ariss gründen. Noch im selben Jahr erschien mit »Ayna asâbi’î?« (2005; Ü: Wo gehen meine Finger hin?) der erste Buchtitel. Deutlich spürbar ist die Suche der Verlegerin nach einer gelungenen Verbindung unterschiedlicher inhaltlicher sowie stilistischer Konzepte über die Grenzen des einzelnen Mediums hinaus. »When I was five years old I wrote ›The sun is a bowl of milk!‹ Since then, haunting images, words have inhabited walls, papers, diaries, and now books. My love of life unravels in words becoming stories, stories becoming artworks becoming books for everyone to relish in their worlds.« So steht in ihrem Verlagsprogramm u.a. der Märchentitel »sab’a wa 7« (2008; Ü: Sieben & 7), der vom nächtlichen Spiel der Spiegelungen auf der Wasseroberfläche eines Sees erzählt, neben der modernen Verbindung von Kinderbuch und Comic »hal hadhihi sûratun schamsiyya?« (2006; Ü: Ist das ein Passfoto?), das mit Fragen wie »Sind Wolken die Ohren des Himmels?« kindliche Blickwinkel aufgreift. Mit ihrer Aufwertung gesprochener arabischer Dialekte, die sie in kinder- sowie jugendliterarische Texte integriert, bezieht die Verlegerin und Autorin überdies eine klare Position in der im arabischen Raum geführten Diskussion um das Verhältnis von Schrift und gesprochener Dialektkultur. Nadine Toumas Kinderbuch »al-kharbascha« (2006; Ü: Kritzeleien) erhielt 2007 in der Kategorie »New Horizons« des BolognaRagazzi Awards eine lobende Erwähnung. Ihr Verlagshaus »Dar Onboz« war überdies in der Endrunde für den International Young Publishing Entrepreneur (IYPE) Award 2008 des British Council. Nadine Touma lebt und arbeitet in Beirut.
© internationales literaturfestival berlin
Ayna asâbi’î?
Dar Onboz
Beirut, 2005
[Ill: and Animation: Lena
Merhej, Music Claude
Chalhoub]
hal hadhihi sûratun
schamsiyya?
Dar Onboz
Beirut, 2006
[Ill: Areej Mahmoud, Musik:
Charbel Habre]
al-Qamar wa-l-warwâr
Dar Onboz
Beirut, 2006
[Ill.: Lana Khayyat, Musik:
Iman Homsi]
al-kharbascha
Dar Onboz
Beirut, 2006
[Ill: Rena Aranouh]
qalbu-l-madîna
Dar Onboz
Beirut, 2008
[Ill.: Ghassan Halwani]
sab’a wa 7
Dar Onboz
Beirut, 2008
[Ill: Fadi Adleh]