Moon Chung-hee
- Südkorea
- Zu Gast beim ilb: 2020
Moon Chung-hee wurde 1947 in Posŏng geboren und wuchs in Seoul auf. Schon als Schülerin veröffentlichte sie erste Gedichte und gewann mehrere Preise. Sie war die erste Frau in Korea, die ihre Lyrik eigenständig publizierte. Im Weiteren erhielt sie Unterricht von einem Meister der koreanischen Dichtkunst, Sŏ Chŏng-ju. Während ihres Studiums an der Dongguk University kürte sie die Monatszeitschrift »Wolgan munkak« zum »Besten Nachwuchstalent« (1969). Seither hat sie über sechzig Bände mit Gedichten, lyrischen Schauspielen, Essays u. a. veröffentlicht. Ihre Werke wurden in neun Sprachen übersetzt.
Auf Deutsch erschien 2007 »Mohnblumen im Haar«, ein Sammelband mit 135 Gedichten von Chung-hee aus den Jahren 1991 bis 2004, der die Entwicklung aufzeigt, die sie als Lyrikerin genommen hat. Die Gedichte sind fast durchgängig von melancholischem Grundton, vermitteln menschliche emotionale Erfahrungen und die Wirren der Selbsterkenntnis auf dem Hintergrund von Naturbeschreibungen. Stellenweise mischt sich aber auch Aggressivität in die Traurigkeit, werden provokante Bilder erzeugt. Der Familie und den verschiedenen Altersstufen ihrer Mitglieder wird besonderer Raum gegeben – von der alten, abgearbeiteten Mutter bis hin zum Neugeborenen. Staunen wechselt mit Resignation, und hinter allem steht die Erkenntnis der Vergänglichkeit alles Lebendigen. In vielen Texten klingen Themen wie die Unterdrückung der Frau und ihrer Sexualität im traditionellen, aber auch im christlichen Korea oder die Erkenntnis der Vergänglichkeit weiblicher Schönheit an: »Verbring Zeit im Bett mit einer Mohnblume im Haar, anstatt hinter deinem Schreibtisch.« Doch nicht nur weibliche Themen stehen im Blickpunkt, Chung-hee schreibt auch über männliche Erfahrungen innerhalb des Familienverbands: »Männer, / die Vater einer Tochter werden, / verabschieden sich von dem Tier, / das in ihnen knurrt. […] Sie begreifen, dass Gott / auf dem gleichen Weg wie Kinder zur Welt kam, / und erröten vor Scham.«
Für ihr Werk erhielt Chung-hee zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, darunter den Hyundae Literary Award, den Korea Culture and Arts Grand Prize, den Samsung Award for Creative Women, den mazedonischen Dichterpreis des Jahres 2004 und den schwedischen Cikadapriset. Sie beteiligte sich an vielen internationalen Literatursymposien, arbeitete an US-amerikanischen Universitäten, in Italien und Schweden. Chung-hee ist Leiterin der Gesellschaft koreanischer Dichter*innen, übersetzt Lyrik ins Koreanische und lebt als Professorin der Dongguk University in Seoul.
Woman on the Terrace
White Pine Press
Buffalo, 2007
[Ü: Seong-kon Kim u. Alec Gordon]
I Must Be the Wind
White Pine Press
Buffalo, 2014
[Clare You u. Richard Silberg]
Die Mohnblume im Haar
Edition Peperkorn
Thunum, 2007
[Ü: Sophia TjonghiSeo u. Margret Stradal]
Celle qui mangeait le riz froid
Editions Bruno Doucey
Paris, 2012
[Ü: Hyun-ja Kim]
Yo soy Moon
Huerga y Fierro
Madrid, 2014
[Ü: Kyungah Jeon]