Mohammad Hussain Mohammadi
- Afghanistan
- Zu Gast beim ilb: 2010
Mohammad Hussain Mohammadi wurde 1980 in Masar-e Scharif in Nordafghanistan geboren. Mit sieben Jahren emigrierte er mit seinen Eltern in den Iran. Dort erhielt er seinen Master in Produktion an der Fakultät der Rundfunkanstalt der Islamischen Republik Iran (IRIB).
1997 begann Mohammad Hussain Mohammadi Kurzgeschichten und Kritiken zu schreiben. Zwei Jahre später erschien seine erste Sammlung von Kurzgeschichten, »Parvanaha va chadarhaye Safed« (1999; Ü: Schmetterlinge und weiße Schals). Sein zweiter Erzählband »Anjirhaye sorkhe Mazar« (2004; Ü: Die roten Feigen von Masar) wurde mit dem iranischen Hushang Golshiris Literary Award für die beste Sammlung von Kurzgeschichten sowie dem Isfahan Literary Award ausgezeichnet. 2009 erhielt Mohammadi für das Werk den Friedenspreis von Afghanistan. Mohammadis Erzählungen spielen sich meist vor dem Hintergrund des sowjetisch besetzten Afghanistans ab. Sie zeichnen das Bild einer Gesellschaft, in welcher der Krieg Teil des Alltags ist: Ein Vater findet einen erschossenen Soldaten auf seinem Feld und will den schrecklichen Fund vor seiner Familie geheim halten, ein Junge verliert durch einen Minenunfall ein Bein und muss für seinen Lebensunterhalt betteln. Mohammadi fasst seine bedrückenden Geschichten in eine genaue, unprätentiöse Sprache, welche die ständige Präsenz offener und unterschwelliger Gewalt eindrücklich widerspiegelt. 2007 erschien »Az yad raftan« (Ü: In Vergessenheit geraten), eine Geschichtensammlung, die ein Jahr später den Preis der Iranischen Pressekritiker gewann.
Mohammadi ist auch als Kinderbuchautor und Herausgeber tätig. 2006 wurde seine »Afganistan Story Writing Encyclopedia« veröffentlicht, ein Kompendium afghanischer Autoren, die einen Roman oder mehr als zehn Kurzgeschichten geschrieben haben. 2008 wurde er von Schriftstellern und Dichtern zum Manager des House of Afghan Literature in Teheran gewählt, wo er unter anderem die Zeitschrift »Rawayat« (Ü: Erzählung) herausgibt, die sich mit der Prosa in Afghanistan und im Iran sowie der kulturellen Vermittlung zwischen beiden Ländern befasst.
2009 erschien »Too Hich Gap Nazan« (Ü: Du sagst nichts), eine Sammlung von Geschichten über die Kultur und Tradition in Afghanistan vor und nach der Taliban-Herrschaft. Demnächst werden die von Mohammadi herausgegebene Kurzgeschichtensammlung afghanischer Schriftsteller »Emzaha« (Ü: Unterschriften) und sein Roman »Nashad« (Ü: Traurig) erscheinen. Seine Werke wurden ins Französische und Italienische übersetzt. Mohammad Hussain Mohammadi kehrte jüngst nach Afghanistan zurück und lebt in Kabul.
Parvanaha va chadarhaye
Cultural Center of Afghan Writers
Qom, 1999
Anjirhaye sorkhe Mazar
Cheshmeh
Teheran, 2004
Afghanistan Story Writing Encyclopedia
Shahab Publications
Teheran, 2006
Az yad raftan
Cheshmeh
Teheran, 2007
Too Hich Gap Nazan
Cheshmeh
Teheran, 2009