Michèle Lemieux
- Kanada
- Zu Gast beim ilb: 2004
„Dieses Buch ist wie ein Dialog, eine offene Tür zwischen der Kinder- und der Erwachsenenwelt. Ich wollte die Welt aus den Augen dieses jungen Mädchens zeigen, das sich über eine ganz einfache Erfahrung wundert: das Dasein!“, sagt Michèle Lemieux über ihr Bilderbuch „Gewitternacht“, das 1996 in Deutschland erschien. Geboren wurde die kanadische Illustratorin, Autorin, Dozentin und Regisseurin 1955 in Québec. Nach dem Studium der visuellen Kunst in Montréal lebte sie Ende der Siebziger fünf Jahre lang in Deutschland. Seit 1978 erschienen fünfzehn von ihr illustrierte und geschriebene Bücher, die in über zwanzig Sprachen übersetzt, verfilmt und inszeniert wurden.
In „Gewitternacht“ zeichnet und erzählt Michèle Lemieux die Geschichte eines kleinen Mädchens, das in einer stürmischen Nacht keinen Schlaf findet und dem lauter Gedanken durch den Kopf schwirren: Wo endet die Unendlichkeit? Gibt es Leben auf anderen Sternen? Gibt es mich nur einmal auf der Welt? Und der Zufall, wer bestimmt den? Tut Sterben weh? In leisem Zwiegespräch mit ihrem Hund Fido versucht sie Antworten zu finden auf all’ ihre Fragen und Einfälle. Mit schwarzweiß Federzeichnungen begleitet die Autorin die Gedanken des kleinen Mädchens über das Schön-Sein, Held-Sein und Angst-Haben. Für „Gewitternacht“ erhielt Lemieux 1997 den bedeutenden Bologna Ragazzi Award. Das Gedanken-Bilder-Buch wurde in mehr als zehn Sprachen übersetzt und in Deutschland bereits in vierter Auflage publiziert. 2003 erschien Lemieux’ filmische Adaption „Nuit d’orage“, die auf dem Kinderfilmfest der 54. Berlinale mit dem Gläsernen Bären als bester animierter Kurzfilm prämiert wurde.
Bevor „Gewitternacht“ zu einem Bilderbuch wurde, war es ein Skizzenbuch, in dem die Autorin intuitiv die Einfachheit und Wahrhaftigkeit des Lebens festzuhalten versuchte. Sie liebt authentische Bücher, die Existenzielles in Frage stellen und sich mit universellen Themen befassen. In ihren Werken experimentiert Lemieux mit Wasserfarbe, Gouache, Acryl, Öl und Collage, Feder und Tinte. Ihre Zeichnungen haben eine zeitlos-mystische Qualität, die den Betrachter einlädt, in das Bild einzutauchen und ein Teil der Geschichte zu werden. Die Autorin hat eine Vielzahl von klassischen und modernen Texten illustriert, darunter „Amahl and the Night Visitors“ von Gian Carlo Menotti (1986) und „The Pied Piper of Hamelin” (1993). Ihre Illustrationen wurden u. a. in New York, Mexiko, Tokyo und Montréal ausgestellt. Lemieux war mehrfach für den Governor’s General Award und 2001 für den Hans-Christian-Andersen-Award nominiert. Nach Jahren im Ausland lebt sie heute wieder in Kanada. Ihre Zeit widmet sie ihrer illustratorischen Arbeit und seit 1982 dem Unterrichten an der Université du Québec in Montréal im Fach Illustration.
© internationales literaturfestival berlin
Hans im Glück
Maier
Ravensburg, 1985
Übersetzung: Cris Baisch
Ill: Michèle Lemieux
Was hört der Bär?
Ravensburger
Ravensburg, 1986
Übersetzung: Cris Baisch
Der Rattenfänger von Hameln
Ravensburger
Ravensburg, 1994
Übersetzung: Karlhans Frank
Ill: Michèle Lemieux
Gewitternacht
Beltz & Gelberg
Weinheim, 1997
Übersetzer: Cris Baisch