Michael Lentz
Michael Lentz wurde 1964 im nordrhein-westfälischen Düren geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Aachen und München und wirkt als Schriftsteller, Performer, Saxofonist, Komponist, Herausgeber, Veranstalter und Hochschullehrer.
Seine Promotionsarbeit »Intermediale Aspekte der Lautpoesie/-musik nach 1945« (2000) gilt inzwischen als Standardwerk. Schon während seines Studiums absolvierte er zahlreiche Auftritte als Text-Perfomer und veröffentlichte in Anthologien, Zeitschriften, Katalogen, auf CDs sowie im Rundfunk. Er ist in der Gruppe »Musik/Film/Dia/Licht-Galerie« des Münchener Komponisten und Klang-Aktionisten Josef Anton Riedl aktiv. Zudem betätigte er sich als Veranstalter und Kurator der Veranstaltungsreihe »Soundbox«, die akustische Literatur, Lautpoesie, Lautmusik, improvisierte Musik und Experimentalfilme in Salzburg, München und Berlin präsentiert.
Nach dem Gedichtband »Neue Anagramme« (1998) und dem Prosaband »Oder« (1998) gewann er mit einem Auszug aus dem autobiografisch inspirierten Text »muttersterben« (2002) im Jahr 2001 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Mit souveräner Kenner- und Könnerschaft kombiniert Lentz die Stilmittel einer Tradition, die den materiellen Charakter der Sprache ausstellt, mit einem wuchtigen, emotionalen Wörterstrom, der an Thomas Bernhard und Rolf Dieter Brinkmann erinnert. Eine Fülle von Verweisen auf diese und andere Dichter, auf Philosophen ebenso wie auf Pop-Größen wie Herbert Grönemeyer, finden sich in Lentz‘ erstem Roman, »Liebeserklärung« (2003). Die assoziativ gereihten Reflexionen, deren Rhythmus von Bahnreisen kreuz und quer durch Deutschland vorgegeben ist und die von Land und Landschaft ständig thematische Impulse empfangen, umkreisen so eindringlich wie klug das Phänomen einer Liebe. Wie viele von Lentz’ Werken liegt »Liebeserklärung« nicht nur als Buch, sondern auch als gesprochener Text auf CD vor.
Lentz’ zweiter Roman, »Pazifik Exil« (2007), geht aus unterschiedlichen Perspektiven den Wechselbeziehungen zwischen Schreiben und Exil nach und schildert Episoden aus dem Leben von Intellektuellen und Künstlern wie Werfel, Brecht, Schönberg, Thomas und Heinrich Mann, die während der Herrschaft des Nationalsozialismus ins Exil an die amerikanische Pazifikküste flohen.
Lentz gibt u.a. die Reihe »Klangzeichen« heraus. 2002 gründete er die Gruppe »Sprechakte X/treme«, die Literatur mit Musik verschiedenster Genres verbindet. Seit 2003 ist er Präsident der Freien Akademie der Künste zu Leipzig, deren Reihe »Projektionen. Poesie und Film« er kuratiert. Der vielfach geehrte Autor und Musiker lehrt als Professor für Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig. 2008 hat er zudem die Poetikdozentur in Wiesbaden inne. Er lebt in Berlin und Leipzig.
© internationales literaturfestival berlin
Intermediale Aspekte der Lautpoesie/-musik nach 1945
Edition Selene
Wien, 2000
Neue Anagramme
Fischer
Frankfurt/Main, 2003
Oder
Fischer
Frankfurt/Main, 2003
muttersterben
Fischer
Frankfurt/Main, 2004
Aller Ding
Fischer
Frankfurt/Main, 2003
Liebeserklärung
Fischer
Frankfurt/Main, 2003
Pazifik Exil
Fischer
Frankfurt/Main, 2007