Mazen Maarouf
Der palästinensisch-isländische Schriftsteller, Dichter, Übersetzer und Journalist Mazen Maarouf wurde 1978 in Beirut als Sohn palästinensischer Flüchtlinge geboren, die zu Beginn des libanesischen Bürgerkriegs aus Tel al-Zaatar geflohen waren. An der Libanesischen Universität studierte er Chemie, wonach er mehrere Jahre als Lehrer für Chemie und Physik arbeitete. Seit 2008 widmet er sich dem Schreiben. In seinen journalistischen wie literarischen Arbeiten spricht er sich immer wieder gegen repressive Regime und Menschenrechtsverletzungen aus. Nach einem Text über den Tod eines Journalisten 2010 war er Morddrohungen ausgesetzt und erhielt 2011 durch die Organisation ICORN (International Cities of Refuge Network) einen dauerhaften Status als Writer-in-Residence in Reykjavík.
Bislang erschienen von Maarouf drei Gedichtsammlungen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Seine erste Sammlung von Kurzgeschichten erschien 2015 unter dem Titel »Nukat li-l-musallaḥīn« (dt. »Ein Witz für ein Leben«, 2020). Im Stil von Roald Dahl und Etgar Keret erzählt er in zwölf Geschichten aus kindlicher Perspektive über das Leben im Kriegsgebiet mit aller Tragik und allem täglichen Schmerz, mit Gewalt und der sich ständig neu stellenden Frage nach Leben und Tod, die sich zu keinem Zeitpunkt mit Gewissheit beantworten lässt. Maarouf hält der monströsen Brutalität eines Lebens in steter Gefahr seinen Erzählstil des schwarzen Humors entgegen. »Nukat li-l-musallaḥīn« wurde 2016 mit dem panarabischen Literaturpreis für Kurzgeschichten Al-Mutaqa ausgezeichnet und stand 2019 auf der Longlist des Man Booker International Prize. Die Jury urteilte: »Ein wunderbarer, unkonventioneller und surrealer Blick auf die Widerstandskraft und den Erfindungsreichtum des Menschen inmitten der Traumata des Krieges.«
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit verfasst Maarouf Rezensionen sowie Theater- und Kunstkritiken für verschiedene arabische Zeitungen und Zeitschriften, darunter »Al-Hayat« (Beirut/London), »Al-Arabi Al-Jadeed« (London), »Al-Ayyam« (Westjordanland), »Al-Quds-el-Arabi« (London), »Jasad Magazine« (Beirut) und »Qantara« (Paris). Außerdem ist er als literarischer Übersetzer tätig und übertrug Werke verschiedener Schriftsteller*innen und Lyriker*innen ins Arabische, darunter von Sjón, Myron Uhlberg, Andri Snær Magnason und Ingibjörg Sigurðardóttir. Seine Werke wurden u. a. ins Deutsche, Englische, Französische, Spanische, Schwedische, Isländische, Chinesische, ins Urdo und ins Malaiische übersetzt. Mazen Maarouf lebt in Reykjavík und Beirut.
Ein Witz für ein Leben
Unionsverlag
Zürich, 2020
[Ü: Larissa Bender]