Mayra Santos-Febres
- Puerto Rico
- Zu Gast beim ilb: 2014
Mayra Santos-Febres wurde 1966 in Carolina, Puerto Rico, geboren. Sie studierte an der Universidad de Puerto Rico, wo sie heute eine Professur innehat und u. a. eine Schreibwerkstatt leitet, und erlangte anschließend an der Cornell University einen Master of Arts sowie einen Doktorgrad. Als Gastdozentin lehrte sie an zahlreichen amerikanischen Universitäten, darunter Harvard und Cornell. Zudem ist Santos-Febres Leiterin des Festival de la Palabra, Puerto Rico/New York.
Beachtung fand sie bereits mit ihren Lyrikbänden »Anamú y manigua« (1990) und »El orden escapado« (1991). Mit Versatzstücken des Magischen Realismus skizzieren die fünfzehn Prosaminiaturen ihres Erzählbandes »Pez de vidrio« (1994; En. »Urban Oracles«, 1997) die libidinösen Sehnsüchte und Vergnügungen verschiedenster Figuren – vom betörenden Einsatz eines Parfüms als olfaktorisches Kommunikationsmittel bis hin zum voyeuristischen Ritual einer einsamen Frau, die ihren Nachbarn allabendlich beim Ankleiden beobachtet. Eine politische wie soziale Dimension erlangen die formal mannigfaltigen Kurz- und Kürzestgeschichten, indem Santos-Febres nonchalant um Status, Ethnie und sexuelle Identität kreisende Sujets einfließen lässt. Letzteren Themenkreis verdichtet sie in ihrem Debütroman »Sirena Selena vestida de pena« (2000; En. »Sirena Selena«, 2000), welcher von einem gesangsbegabten Transvestiten handelt, der einen vermögenden Hotelinvestor verführt. Die nächtliche Metropole San Juan dient als atmosphärischer Schauplatz von »Cualquier miércoles soy tuya« (2002; En. »Any Wednesday I’m Yours«, 2005). In »Nuestra Señora de la Noche« (2006; En. »Our Lady of the Night«, 2009) zeichnet sie den Lebensweg der legendären Isabel »la Negra« Luberza nach, die nach einer Kindheit in Armut zur prominenten und einflussreichen Bordellbesitzerin aufstieg. Seit 2011 liegt eine Auswahl ihrer Gedichte auch in deutscher Übertragung vor. Sie bilden einen bilderreichen Querschnitt durch Gesellschaft, Geschichte und Kultur karibischer Archipele, von den Überbleibseln der Kolonialzeit über Szenen des gegenwärtigen Tourismus bis zur Kritik an den aus europäischer Ferne getroffenen Diagnosen über die soziokulturellen Verhältnisse ihrer Heimat. Neben Momentaufnahmen aus der urbanen Agglomeration von San Juans Barrio Santurce fängt sie in einem Gedicht ihre Eindrücke eines Aufenthalts in Berlin ein.
Santos-Febres’ Texte erschienen u. a. in der argentinischen Tageszeitung »Página/12«, dem französischen Magazin »Revue Noire« sowie in »Review. Latin American Literature and Arts«. Überdies verfasste sie das Drehbuch des Spielfilms »Kabo & Platón« (2009). Zu ihren Auszeichnungen gehören der Juan Rulfo Award (1996), der PEN of Puerto Rico Award (2001), Puerto Ricos Premio Nacional de Literatura (2007) sowie eine Fellowship der John Simon Guggenheim Memorial Foundation (2009). Santos-Febres lebt in Puerto Rico.
Urban Oracles
Lumen, Brookline
Cambridge, 1997
[Ü: Nathan Budoff u. Lydia Platon Lázaro]
Sirena Selena
Picador
New York, 2000
[Ü: Stephen Lytle]
Any Wednesday I’m Yours
Riverhead
New York, 2005
[Ü: James Graham]
Our Lady of the Night
Harper Perennial
New York, 2009
[Ü: Ernesto Mestre-Reed]
Gedichte
hochroth
Berlin, 2011
[Ü: Timo Berger]
http://mayrasantosfebres.blogspot.de