Maxim Biller wurde 1960 in Prag geboren. Nach dem gewaltsamen Ende des »Prager Frühlings« zog die Familie 1970 nach Deutschland. Biller studierte in Hamburg und München Literaturwissenschaft. Nach Abschluss der Deutschen Journalistenschule in München schrieb er erste Beiträge für »DIE ZEIT«, den »Spiegel« und die Kolumne »100 Zeilen Hass« für das Magazin »Tempo«.Über »Wenn ich einmal reich und tot bin« (1990), Billers ersten Band mit Erzählungen, schrieb Peter von Becker in der »Süddeutschen Zeitung«: »Ich habe seit den Nachkriegsromanen von Wolfgang Koeppen, seit Bölls früher Prosa, seit einigen Essays von Hannah Arendt, Adorno, Mitscherlich und Hans Magnus Enzensberger kaum etwas gelesen, das dem Blendzahn der Zeit so wahr und diesmal so witzig an den Nerv gegangen wäre …« Der Roman »Die Tochter« (2000), die mit vielen Rückblenden versehene Erzählung eines in München verbrachten Tages, zeigt Biller als Romancier auf den Spuren von Joyce, Döblin und Koeppen. Anhand der Leitmotivik eines Inzests wird der Bewusstseinsstrom eines Vaters, wiedergegeben, der seine Tochter nach zehn Jahren in einem Sexfilm wiederzuerkennen glaubt. Im Skandal strandete der Roman »Esra« (2003), dessen Verkauf kurz nach Erscheinen vom Bundesverfassungsgericht wegen angeblicher Verletzung des Persönlichkeitsrechts untersagt wurde. Mit »Bernsteintage« (2004) und »Liebe heute« (2007) wechselte Biller wieder zur literarischen Kurzform und führte darin seinen mit Realität und Fiktion spielenden, biografisierenden Stil fort. Zuletzt erschienen »Der gebrauchte Jude« (2009), die Novelle »Im Kopf von Bruno Schulz« (2013), »Biografie« (2016) und der für den Deutschen Buchpreis nominierte Familienroman »Sechs Koffer« (2018): »Kaum je hat man in den vergangenen dreißig Jahren ein Werk deutscher Sprache gelesen, das so licht und verspielt und dabei so streng, ergreifend und konzis davon erzählte, was Familie-Sein heißt« (»Spiegel Online«).Biller veröffentlichte außerdem Kinderbücher und Dramen und präsentierte sich mit den »Maxim Biller Tapes« (2004), einer CD mit Songs und Gedichten, als Singer und Songwriter. Er schrieb fast 20 Jahre lang für die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« die Kolumne »Moralische Geschichten«, heute schreibt in der »ZEIT« die Kolumne »Über der Linden«. Seine Werke wurden in 16 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. 2015/2016 war er Teilnehmer des »Literarischen Quartetts« im ZDF, 2018 hatte er die Heidelberger Poetikdozentur inne. Biller lebt in Berlin.
Wenn ich einmal reich und tot bin
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 1990
Die Tempojahre
dtv
München, 1991
Land der Väter und Verräter
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 1994
Harlem Holocaust
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 1998
Die Tochter
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2000
Deutschbuch
dtv
München, 2001
Kühltransport
dtv
München, 2001
Esra
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2003
Der perfekte Roman
dtv
München, 2003
Bernsteintage
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2004
Adas größter Wunsch
Berlin Verlag
Berlin, 2005
Moralische Geschichten
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2005
Menschen in falschen Zusammenhängen
Libelle
Lengwil, 2006
Liebe heute
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2007
Der gebrauchte Jude
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2009
Im Kopf von Bruno Schulz
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2013
Biografie
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2016
Hundert Zeilen Hass
Hoffmann & Campe
Hamburg, 2017
Sechs Koffer
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2018
Literatur und Politik
Heidelberger Poetikvorlesungen
Universitätsverlag Winter
Heidelberg, 2018