Martin Mosebach wurde 1951 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums absolvierte er in seiner Geburtsstadt und in Bonn ein Jura-Studium, um sich anschließend als freier Schriftsteller in Frankfurt zu etablieren. 1983 erschien sein Debütroman »Das Bett«, der von der Rückkehr eines deutsch-jüdischen Emigrantensohns nach Frankfurt handelt. Statt dem väterlichen Auftrag zu folgen, eine Autoreifen-Fabrik wieder in Gang zu bringen, verkriecht er sich im Bett seiner alten Kinderfrau Agnes. Mit »Eine lange Nacht« (2000) – einer Art Menschwerdungsroman – wurde der Schriftsteller einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Mosebach gehört zu den vielseitigsten deutschs pr achigen Autoren. Es gibt kaum ein Genre, das er nicht bedient: Neben Prosa und Lyrik schreibt er Artikel über Kunst und Literatur für Zeitungen, Zeitschriften und den Rundfunk. Außerdem veröffentlicht er Hörspiele, Dramen, Libretti (u.a. für die Salzburger Festspiele, die Oper Frankfurt und das Freiburger Barockorchester) sowie Filmdrehbücher (u.a. »Buster’s Bedroom« und »Roussel«, beide gemeinsam mit Rebecca Horn). Die bildende Kunst ist eine wichtige Inspirationsquelle des Autors und gleichzeitig Gegenstand kritischer Reflexion. Gemeinsame Buch pr ojekte mit Künstlern zeugen davon ebenso wie z.B. der Band »Du sollst Dir ein Bild machen« (2005), in dem Mosebach, der eigenen Wahrnehmung vertrauend und abseits der herrschenden Kunstbetriebs-Moden, dem Leser seine Beobachtungen vermittelt. Die weite Spanne seines Werks geht mit einer durchdringenden Kenntnis verschiedenster Fach- und Wissensgebiete einher. »Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind« (2002), in dem er sich mit der Reform der katholischen Liturgie seit dem 2. Vatikanischen Konzil beschäftigt, erschien 2007 in einer erweiterten Neuausgabe.
Im Zentrum seines Werks stehen aber zweifellos das Erzählen sowie seine Heimatstadt, die Schauplatz fast aller seiner Romane ist. »Es gehört zu meinem besonderen Verhältnis zu meiner Geburtsstadt Frankfurt am Main, dass ich sie als eine der verdorbensten und hässlichsten Städte Deutschlands erlebe und in meiner Phantasie und in meinem inneren Bild von der Stadt an sich als eine der schönsten Städte denke, die ich kenne«, fasste er sein ambivalentes Verhältnis zum Ort seiner Herkunft zusammen. Sein Roman »Westend« (1992), der von der Zerstörung einer Familie erzählt, ist nach dem bekannten Frankfurter Viertel benannt. Auch der kürzlich erschienene Roman »Der Mond und das Mädchen« (2007) spielt in der Szenerie der Bankenmetropole.
Mosebach ist Mitglied des P.E.N.-Clubs, der Deutschen Akademie für S pr ache und Dichtung in Darmstadt, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Berliner Akademie der Künste. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Heimito-von-Doderer-Preis, den Heinrich-von-Kleist-Preis, den Kranichsteiner Literatur pr eis des Deutschen Literaturfonds, den Großen Literatur pr eis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und zuletzt den Büchner-Preis.
© internationales literaturfestival berlin