Martin Louis Amis
- Großbritannien, USA
- Zu Gast beim ilb: 2015
Martin Louis Amis
Martin Louis Amis wurde 1949 in Oxford als Sohn des Schriftstellers Kingsley Amis geboren. Nach einem Studium am Exeter College der Oxford University arbeitete er als Literaturkritiker für die Zeitung »The Observer«, bevor er 1974 verantwortlicher Redakteur für Belletristik und Lyrik der Zeitung »The Times« wurde. Fünf Jahre später gab Amis seine Anstellung als Journalist auf, um sich vollständig auf die Schriftstellerei zu konzentrieren.
Bereits 1973 hatte sein Debütroman »The Rachel Papers« (dt. »Das Rachel-Tagebuch«, 2002) den Somerset Maugham Award für das beste Erstlingswerk gewonnen, den auch sein Vater neunzehn Jahre zuvor für seinen Roman »Lucky Jim« (1954; dt. »Glück für Jim«, 1957) erhalten hatte. In seinen Werken beschäftigt sich Amis in satirisch zugespitzter Art und Weise mit den Exzessen der spätkapitalistischen westlichen Gesellschaften. Eine Ausnahme bildet seine Autobiografie »Experience« (2000; dt. »Die Hauptsachen«, 2005), in der er sich vor allem mit einschneidenden Verlusten in seinem Leben wie dem Tod seines Vaters 1995 auseinandersetzt und die von Kritikern als zukünftiger Klassiker literarischer Erinnerungsliteratur empfohlen wurde. Zu seinen bekanntesten Werken zählen aber die Romane »Money – A Suicide Note« (1984; dt. »Gierig«, 1991) und »London Fields« (1989; dt. 1999). Im erstgenannten Buch, das vom »Guardian« in eine Liste von tausend Romanen aufgenommen wurde, die jeder gelesen haben sollte, erzählt John Self von seinem kometenhaften Aufstieg in der Welt der Werbung und des Films sowie dem damit verbundenen umso härteren Aufprall, als die Illusionen platzen und sogar seine Identität infrage gestellt wird. Amis limitiert dabei durch das Stilmittel des Monologs einer oft stark betrunkenen und ausschweifend erzählenden oder sich wiederholenden Hauptfigur mit einfacher Sprache bewusst seine narrativen Möglichkeiten, die er dann aber virtuos ausnutzt. Eine Verfilmung seines Thrillers »London Fields« über einen todkranken Schriftsteller, der seit zwanzig Jahren an einer Schreibblockade leidet, bevor er einer mysteriösen Femme Fatale begegnet, kommt 2015 in die Kinos. Zuletzt griff Amis, der sich seit seiner Jugend mit dem Holocaust befasst, das Thema in »The Zone of Interest« (2014; dt. »Interessengebiet«, 2015), seinem vierzehnten Roman, erneut auf. Der Autor schildert darin eine Liebesgeschichte zwischen einem Nazioffizier und der Frau des Lagerkommandanten in Auschwitz und deckt die moralischen Widersprüche, in die sich die Täter verwickeln, auf. Neben zahlreichen Kurzgeschichtenbänden und Sachbüchern, darunter »Koba the Dread: Laughter and the Twenty Million« (2002; dt. »Koba der Schreckliche – die zwanzig Millionen und das Gelächter«, 2007) über Josef Stalin, würdigt Amis auch andere Schriftsteller wie Vladimir Nabokov, Philip Roth, John Updike und Saul Bellow in seinen Essays.
Der Autor lebt in New York.
Gierig
Zsolnay
Wien, 1991
[Ü: Eike Schönfeld]
London Fields
Rowohlt
Reinbek, 1999
[Ü: Eike Schönfeld]
Das Rachel-Tagebuch
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2002
[Ü: Joachim Kalka]
Die Hauptsachen
Hanser
München, 2005
[Ü: Werner Schmitz]
Interessengebiet
Kein & Aber
Zürich, 2015
[Ü: Werner Schmitz]
www.martinamisweb.com