Marie Lundquist
- Schweden
- Zu Gast beim ilb: 2007
Marie Lundquist wurde 1950 im schwedischen Jönköping geboren. Sie ließ sich an der Hochschule von Borås zur Bibliothekarin ausbilden und schloss 1976 mit einer Arbeit über schwedische Gegenwartslyrik ab. Anschließend war sie fünfzehn Jahre lang als Bibliothekarin tätig. Während dieser Zeit kam sie bei einem Fotografiekurs in Dänemark mit Schriftstellern in Kontakt, die sich für ihre lyrischen Arbeiten interessierten, was zur Folge hatte, dass ihre ersten Gedichte in dänischer Übersetzung erschienen. Lundquists erster Gedichtband, »Jag går runt och samlar in min trädgård för natten« (Ü: Ich laufe herum und sammle meinen Garten für die Nacht ein), erschien 1992. Die Gedichte bewegen sich an der Grenze zwischen Lyrik und Prosa. Es sind kurze Textstücke ohne Zeilenbrüche, die Geisteszustände und Gefühlswelten schildern: Einzeln gelesen ähneln sie Augenblicksbildern oder Wortspielen, zusammengenommen fügen sie sich zu einer Geschichte. Erzählt wird von einer Liebesbeziehung, die sich langsam ihrem Ende nähert. Gleichzeitig präsent ist das Motiv der abwesenden Mutter, das sich auch durch die folgenden Werke der Autorin zieht. Der Gedichtband wurde mit dem Lyrikpreis der Zeitschrift »Lyrikvännen« ausgezeichnet und für seine prägnante Sprache und die Stilsicherheit gelobt.
Seither arbeitet Lundquist als freie Autorin und hat sich inzwischen als eine eigene Stimme der schwedischen Lyrik etabliert. Sie veröffentlichte innerhalb von drei Jahren drei Bände mit ihrer charakteristischen Prosadichtung, die allein schon durch die grafische Gestaltung auffallen. Die »Strophen« der Gedichte sind als einzelne, geschlossene Textblöcke oben auf den Buchseiten platziert, die Abbildungen auf den Umschlägen sind sorgfältig von der Autorin ausgewählt. Die Präferenz für Form, Aussehen und Lautlichkeit der Wörter zieht sich durch Lundquists gesamtes Werk, das sich in immer stärkerem Ausmaß verschiedenen Genres annähert. In »En fabel skriven på stenar« (1999; Ü: Eine Fabel auf Steinen geschrieben) greift die Autorin auf die traditionelle Lyrikform mit Zeilenbrüchen zurück. In späteren Werken nähern sich die Texte der Prosa an. Lundquists siebtes und jüngstes Buch, »Monolog för en ensam kvinna« (2005; Ü: Monolog für eine einsame Frau), ist im Untertitel als »Erzählung« ausgewiesen. Es schildert eine Frau, die auf den Selbstmord ihrer Mutter zurückblickt, und thematisiert Einsamkeit, Tod und Verlust.
In den letzten Jahren schrieb die Autorin auch Dramen für das schwedische Radio; sie wurde für das Stück »Mammor får inte dö« (2005; Ü: Mütter dürfen nicht sterben) mit dem Literaturpreis des schwedischen Dramatikerverbandes ausgezeichnet. Unter ihren weiteren Ehrungen sind der Literaturpreis der Zeitung »VI« und der Lyrikpreis des Schwedischen Rundfunks. Lundquists Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Die Autorin arbeitet auch als Kulturjournalistin und als Dozentin für kreatives Schreiben. Zurzeit ist sie für das Schreibprogramm der Universität von Göteborg tätig. Sie lebt in Stockholm.
© internationales literaturfestival berlin
Jag går runt och samlar in min trädgård för natten
Bonnier Alba
Stockholm, 1992
Brev till de sovande
Bonnier Alba
Stockholm, 1993
Astrakanerna
Bonnier Alba
Stockholm, 1995
Istället för minne
Bonnier Alba
Stockholm, 1997
Studiehandledning till Avsändare Norden
En bok för alla
Stockholm, 1997
En fabel skriven på stenar
Bonnier
Stockholm, 1999
En enkel berättelse
Bonnier
Stockholm, 2002
Monolog för en ensam kvinna
Bonnier
Stockholm, 2005
Übersetzer: Klaus-Jürgen Liedke