Ma Yuan
- China
- Zu Gast beim ilb: 2004
Ma Yuan wurde 1953 in der Volksrepublik China geboren. Er studierte Chinesisch an der Liaoning Universität im Nordosten Chinas. Von 1982 bis 1987 arbeitete er als Journalist in Tibet. 1989 kehrte er nach China zurück. Zunächst zog er dort von Stadt zu Stadt und betätigte sich in unterschiedlichen kulturellen Bereichen. Von dieser bewegten Zeit berichtet er in der Essaysammlung „Liangge Nanren“ (Ü: Zwei Männer). Seit 2000 lehrt er Klassische Literatur und Kreatives Schreiben an der Tongji Universität in Shanghai. Mit den beiden Essaybänden „Xuguo Zhi Dao“ (1997; Ü: Das Messer der Erfindung) und „Yuedu Dashi“ (Ü: Die Meister lesen) gibt er einen Überblick über sein Verständnis von Literatur und seinen Ansatz des Kreativen Schreibens.Ma Yuan gilt als wichtigster Pionier der modernen chinesischen Avantgarde-Literatur. Seine von der tibetischen Kultur, Religion und Mystik inspirierten Erzählungen, die er zwischen 1984 bis 1989 während seines Aufenthaltes in Tibet verfasste, zählen zu den einflussreichsten Werken der neuen Literaturbewegung jener Zeit. Im Gegensatz zum strikten Realismus der modernen chinesischen Literatur, der unter dem Einfluss von Mao Zedong vorherrschend war, wagten die jungen Avantgarde-Autoren – unter anderem auch, weil damals erstmals Werke der modernen westlichen Literatur in chinesischer Übersetzung zugänglich waren – ästhetische Experimente mit literarischen Formen und narrativen Strategien. Den entscheidenden Impuls dafür gab 1984 Ma Yuans Kurzgeschichte „The Goddess of the River Lhasa“ aufgrund ihrer labyrinthischen Erzählkonstruktion, die an Jorge Luis Borges erinnert. Mit einem Zitat von Borges eröffnet er auch seine Kurzgeschichte „Youshen“ (Ü: Ein umtriebiger Geist), die in Lhasa spielt. Durch Zufall erfährt der Erzähler namens Ma Yuan von Qimi, einem alten Tibeter, von der Existenz einiger seltener Silbermünzen. Daraufhin beteiligt er sich an dem Plan, die kostbaren Münzprägestempel zu entwenden. Der Autor kombiniert mündliche Erzählstrategien mit phantastischen und märchenhaften Elementen, die immer wieder abrupt den Erzählfluss unterbrechen. In der Schilderung der vermeintlich autobiographischen Begebenheiten ist die Stimme des Erzählers deutlich präsent. „Nach Ma verschwanden alle Tabus für das Verfassen von Prosa, und die Suche nach einem eigenen Stil wurde zum legitimen Ziel eines Schriftstellers.“ Einige Kurzgeschichten von Ma Yuan wurden ins Englische übersetzt, darunter „Die zhiyao de sanzhong fangfa“ (Ü: Mehr als eine Art, einen Drachen zu bauen). Ma Yuan lebt in Shanghai.
© internationales literaturfestival berlin
Xugou
Changsha wenyi chubanshe
Changsha, 1995
Ai wu
Zuojia chubanshe
Beijing, 1997
Bai jiong
Zuojia chubanshe
Beijing, 1997
Jiu si
Zuojia chubanshe
Beijing, 1997
Wenji
Zuojia chubanshe
Beijing, 1997