Luljeta Lleshanaku
- Albanien
- Zu Gast beim ilb: 2002
Luljeta Lleshanaku gilt als eine der führenden Stimmen der jungen albanischen Lyrik. Sie wurde 1968 in Elbasan, Albanien, geboren. Ihre Familie, die in der Zeit der kommunistischen Diktatur Albaniens der politischen Opposition angehörte, war starken Repressionen ausgesetzt. So wuchs Luljeta Lleshanaku während des Regimes Enver Hoxhas in einer Art Hausarrest auf und durfte als Tochter von Dissidenten bis Anfang der neunziger Jahre weder eine Hochschule besuchen noch ihre Gedichte publizieren. Nach dem Sturz der Diktatur studierte sie an der Universität von Tirana albanische Philologie. Ihren ersten Gedichtband „Die Augen der Schlafwandlerin“ veröffentlichte Lleshanaku 1993. Sie war Chefredakteurin des Magazins „Stimme der Jugend“ und schrieb für „Drita“, eines der ältesten und bedeutendsten Literaturmagazine Albaniens. Heute arbeitet sie für die Zeitung „Rlindja“ und übersetzt vor allem die Gedichte des amerikanischen Lyrikers John Ashbery ins Albanische. Lleshanaku hat fünf Gedichtsammlungen veröffentlicht, die von der Kritik begeistert aufgenommen wurden. Der 1994 erschienene Lyrikband „Die Sonntagsglocken“ wurde 1996 mit dem internationalen Lyrikpreis der amerikanischen Zeitschrift „Vision“ ausgezeichnet. Der Band „Halb-Kubismus“ (1996) gewann den albanischen „Eurorilindja-Preis“ für Lyrik. Ihre Gedichte erschienen in Anthologien zeitgenössischer Lyrik in Deutschland, Österreich und Frankreich sowie in der italienisch-albanischen Sammlung „Mediterraneo 1“. In den USA wurde unter dem Titel „Fresco: Selected Poetry“ 2002 eine Auswahl ihrer bislang erschienenen Gedichte veröffentlicht. Lleshanaku gehört der ersten „nach-totalitären“ Generation von albanischen Lyrikern an, die den in der Kunst bis Anfang der 90er Jahre erzwungenen sozialistischen Realismus hinter sich gelassen und die albanische Lyrik von Grund auf erneuert haben. „Ihre Gedichte tragen die Bürde ihrer Vergangenheit und die ihres Landes,“ schreibt der amerikanische Verlag Lleshanakus. Er attestiert ihr eine sichere, ruhige aber auch gezielt kantige Sprache. Eliot Weinberger beschreibt die Autorin als „Ein Kind, das die politischen Sünden ihrer Grosseltern in Hodschas Albanien beglichen hat; eine junge Dichterin, die anscheinend schon hundert Jahre in einer Sprache schreibt, die erst seit hundert Jahren geschrieben wird; eine erotische Lyrikerin im Ruin eines Staates; Lutjeta Lleshanaku ist das Echte und erscheint so unerwartet wie eine Oase hinter einem Berg auf dem Mond“.
© internationales literaturfestival berlin
Gjysëmkubuzëm
Eurorilindja
Tirana, 1996
Fresco: Selected Poetry
New Directions
2002
Übersetzer: Hans-Joachim Lanksch