Luis Sepúlveda
- Chile
- Zu Gast beim ilb: 2011
Luis Sepúlveda wurde 1949 in Ovalle im Norden Chiles geboren. Nach seiner Schulausbildung in Santiago studierte er Theaterregie. Politisch sehr aktiv, schloss er sich in jungen Jahren der chilenischen Sektion der bolivianischen Guerilla-Bewegung an. Sein erster Erzählband »Crónica de Pedro Nadie« (Ü: Die Chronik des Pedro Nadie) erschien 1969 und wurde mit dem Premio Casa de las Américas ausgezeichnet. Bis zum Putsch 1973 gehörte Sepúlveda der Leibgarde Salvador Allendes an. Das Militärregime unter Pinochet verurteilte ihn zunächst zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe, die auf Druck von Amnesty International als Hausarrest abgeleistet werden konnte. Er flüchtete und schloss sich im Untergrund dem Widerstand gegen die Diktatur an. Nach einer weiteren Verhaftung wurde er zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt. Abermals gelang es durch weltweiten Druck, die Strafe in acht Jahre Exil umzuwandeln. Er ging zunächst nach Ecuador, wo er an einem von der UNESCO geförderten Projekt als Journalist über den Amazonas arbeitete. In Nicaragua schloss er sich der Sandinisten-Guerilla an. 1980 erhielt er politisches Asyl in Deutschland und lebte zehn Jahre in Hamburg, bevor er nach Frankreich ins Exil ging. In Deutschland arbeitete er als Lastwagenfahrer auf der Strecke Hamburg−Istanbul. Daneben war er stets als Schriftsteller und Journalist tätig. Für den »Spiegel« berichtete er über den Angola-Krieg. Sepúlveda schreibt ebenfalls für verschiedene internationale Zeitungen und Zeitschriften, darunter »Le Monde Diplomatique«.
Sepúlvedas Werke gehören unterschiedlichsten Literaturgattungen an, darunter Erzählungen, Kindergeschichten, Kriminalromane und Reiseberichte. Aus der Zeit in Deutschland stammen die Werke »Los miedos, las vidas, las muertes y otras alucinaciones« (1986; Ü: Ängste, Leben, Sterben und andere Halluzinationen), »Cuaderno de viaje« (1987; Ü: Das Reiseheft) und »Mundo del fin del mundo« (1989; dt. »Die Welt am Ende der Welt«, 1992), für das er den Premio Juan Chabás für Kurzromane erhielt. Der Roman »Un viejo que leía novelas de amor« (1989; dt. »Der Alte, der Liebesromane las«, 2002) machte ihn international bekannt. In diesem Werk taucht er tief in den Amazonas-Urwald und die Shuar-Kultur ein. Das Buch wurde u. a. mit dem Premio Tigre Juan, einem Literaturpreis für ökologische Themen, gewürdigt. Internationale Preise wie der Premio France Culture Etrangêre (1992), der Premio Terra (1997) und der Premio de la Crítica en Chile (2001) folgten. Weitere Veröffentlichungen waren »Nombre de torero« (1994; Ü: Der Name des Toreros), »Diario de un killer sentimental« (1998; dt. »Tagebuch eines sentimentalen Killers«, 1999) und »Hot line« (2002). »La sombra de lo que fuimos« (dt. »Der Schatten dessen, was wir waren«, 2011) erschien 2009.
Sepúlvedas Werke sind in über fünfzig Sprachen übersetzt. Er gehörte zu den meistgelesenen lateinamerikanischen Schriftstellern. Der Autor lebte seit 1996 in Gijón, Spanien. Er verstarb im April 2020.
Fischer Taschenbuch
Frankfurt a. M., 1992
[Ü: Fritz-Rudolf Fries]
Tagebuch eines sentimentalen Killers
Hanser
München/Wien, 1999
[Ü: Willi Zurbrüggen]
Der Alte, der Liebesromane las
Hanser
München/Wien, 2000
[Ü: Gabriela Hoffmann-Ortega Lleras]
Wie man das Meer sehen kann
Hanser
München/Wien, 2002
[Ü: Willi Zurbrüggen]
Der Schatten dessen, was wir waren
Rotpunktverlag
Zürich, 2011
[Ü: Willi Zurbrüggen]