Ludwig Fels
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2011
Ludwig Fels wurde 1946 in der mittelfränkischen Stadt Treuchtlingen geboren, wo er in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Nach einer abgebrochenen Malerlehre jobbte er ab 1964 in verschiedenen Branchen als Hilfsarbeiter. Über den »Werkkreis Literatur der Arbeitswelt« fand er zum literarischen Schreiben, dem er sich ab 1973 hauptberuflich widmete. Im selben Jahr veröffentlichte Fels seinen ersten Gedichtband »Anläufe« (1973). Anschließend erschienen in kurzer Folge ein Prosaband mit Erzählungen und eine weitere Lyriksammlung, bis mit »Die Sünden der Armut« (1975) das erste Romanwerk des Autors verlegt wurde.
Bereits seine frühen Bücher zeichnen sich durch eine klare Alltagssprache aus, die mit oftmals aggressiven Vokabeln durchsetzt ist. Thematisch angesiedelt in einem verrohten subproletarischen Milieu, versuchen seine Protagonisten sich aus Spiralen von Gewalt, Alkoholismus, brutaler Sexualität und Ausbeutung zu befreien. Häufig scheint dabei die Erfüllung einer Liebe als – manchmal trügerischer – Hoffnungsstreifen am Horizont auf. So auch in dem erfolgreichen Roman »Ein Unding der Liebe« (1981). In seiner prägnanten Charakterisierung von Wirklichkeiten am Rande der Gesellschaft lässt sich Fels’ Schreiben als drastische Form des Realismus verstehen. In seiner Wortwahl, Sprache und Stilistik bewegt er sich in der Nähe Rolf Dieter Brinkmanns, aber auch zu amerikanischen Vorbildern wie den Vertretern der Beat Poetry, Charles Bukowski und Henry Miller. In dem autobiografisch geprägten Roman »Der Himmel war eine große Gegenwart« (1990) über den Abschied eines Jungen von seiner krebskranken Mutter werden Gewalt und Gewalterfahrung als Hauptthemen von der Verarbeitung des Gefühls der Trauer abgelöst. Auch die in den letzten Jahren erschienenen Werke des Autors, darunter die Romane »Reise zum Mittelpunkt des Herzens« (2006), »Die Parks von Palilula« (2009) und der Lyrikband »Egal wo das Ende der Welt liegt« (2010), kommen weniger gewaltschwanger als Fels’ Frühwerke daher. Zwar handeln sie in ihrer realistischen und prägnanten Sprache nach wie vor von prekären Situationen und Verhältnissen, jedoch treten vermehrt große wie auch kleine Gefühle und manchmal ein ironisch gefärbtes, aber fast zufrieden machendes Staunen in den Vordergrund – »mein erstes Gedicht / handelte von einem Penner im Paradies. / Ich hab’s weggeschmissen / weil ich nicht wußte / daß es ein Gedicht war«, so Fels im letztgenannten Band. Neben seinem Wirken als Dichter, Erzähler und Romancier verfasste er auch Dramen.
Der Autor wurde mit zahlreichen literarischen Auszeichnungen bedacht. Mit darunter waren der Leonce-und-Lena-Preis, der Literaturpreis des Deutschen Literaturfonds, der Wolfgang-Koeppen-Preis, der Literaturpreis der Wilhelm und Christine Hirschmann Stiftung und das Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien. Ludwig Fels lebt in Regensburg und Wien.
© internationales literaturfestival berlin
Anläufe
Luchterhand
Darmstadt, 1973
Die Sünden der Armut
Luchterhand
Darmstadt, 1975
Reise zum Mittelpunkt des Herzens
Jung und Jung
Salzburg/Wien, 2006
Egal wo das Ende der Welt liegt
Jung und Jung
Salzburg/Wien, 2010
Die Parks von Palilula
Jung und Jung
Salzburg, 2009