Louis Jensen, 1943 im dänischen Nibe geboren, Architekt und Stadtplaner, arbeitete seit 1993 als freier Schriftsteller und schrieb für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Als Kinder- und Jugendbuchautor debütierte er 1983 mit der Kurzgeschichte „Insektmanden“ (Ü: Der Insektenmann), die in der Geschichtensammlung „Fantastiske Fortœllinger“ veröffentlicht wurde. Mit seiner vierteiligen Buchserie „Krystalmanden“ (1986f; Ü: Der Kristallmann), die Ende der achtziger Jahre erschien und deren erster Teil von einer Motorradreise durch Dänemark, vom Erwachsenwerden und Heimkommen erzählt, avancierte er zu einem der meistverehrten Kinder- und Jugendbuchautoren Dänemarks.
Lesern wie Kritikern gilt Jensen als „Märchenerzähler im neuen Gewand“. Er ist in der Welt allegorisch-phantastischer Gestalten ebenso zuhause wie in der des Teenage-Videoverkäufers. Mit Understatement, Humor und sicherem Gespür für die Lebenswelt junger Menschen durchstreift Jensen in seinen modernen Märchen, Geschichten und Romanen die Labyrinthe kindlich-jugendlichen Bewusstseins. Berührend und poetisch erzählt er von Gut und Böse, Licht und Schatten, Liebe und Leid – mal traurig und ernst, mal mutig und schneidig, immer mit einem Blick für die sichtbaren und unsichtbaren Absurditäten und magischen Momente des Lebens.
Jensens ursprüngliche Profession als Architekt findet sich auch in seinen Kinderbüchern. „Et hus er et ansigt” (1998; Ü: Ein Haus ist ein Gesicht) ist ein unkonventionelles und bestechendes Architektur-Bilderbuch für Kinder, bestehend aus einer Serie von Text- und Fotoimpressionen über das Leben, über Gemeinschaft und Veränderung. Vater und Sohn durchstreifen ihre in Licht und Schatten getauchte Stadt, betrachten Dächer und Nischen, Wolken und Schornsteine. Jensens Jugendroman „Skelettet på hjul” (1992; Ü: Ein Skelett auf Rädern), ursprünglich ein Theaterstück für Kinder, gehört zu den neuen Klassikern der dänischen Kinder- und Jugendliteratur und erzählt von Martins Suche nach der Seele seines getöteten Hundes. Im Entstehen begriffen ist Jensens ‚opus magnum’, eine Sammlung von 1001 Kurzgeschichten für Kinder (zuletzt „Hundrede helt & aldeles firkantede historier“, 2007). In diesem Kompendium absurder, lustiger, ernster und unglaublicher Geschichten findet man das zarte Liebesband zwischen einem kleinen Roggenbrot und einem französischen Baguette ebenso wie Geschichten über Riesen, Gummistiefel, Herzen, Sternengesichter und Hunde.
Für sein Werk erhielt Louis Jensen die höchsten literarischen Auszeichnungen, darunter den Nordischen Kinderbuchpreis (1996), Danmarks Skolebibliotekarforening (1998) sowie das begehrte Hans-Christian-Andersen-Stipendium (1998). Von 1994 bis 1998 war er Mitglied der Danish Arts Foundation.
Louis Jensen ist am 4. März 2021 gestorben.