Louis de Bernières
Louis de Bernières wurde 1954 in London geboren und wuchs im Nahen Osten und in Surrey, Südengland, auf. Mit 18 ging er zur Armee, kehrte dieser aber nach vier Monaten wieder den Rücken zu, um für einige Jahre nach Südamerika auszuwandern. Dort arbeitete er u. a. als Englischlehrer in Kolumbien. Später studierte er in Manchester Philosophie, in Leicester Pädagogik und machte schließlich seinen M. A. an der University of London. Nach verschiedenen Jobs als Gärtner, Mechaniker und Lehrer wandte er sich endgültig dem literarischen Schreiben zu.
Beeinflusst von seiner Zeit in Kolumbien und einer Vorliebe für lateinamerikanische Autoren, veröffentlichte er 1990 seinen ersten Roman »The War of Don Emmanuel’s Nether Parts« (dt. »Der zufällige Krieg des Don Emmanuel«, 1998). Das Buch handelt von einer Doña, die den Befehl gibt, für die Bewässerung ihres Swimmingpools einen Fluss umzuleiten. Der versorgt ein kleines Dorf mit Trinkwasser, weswegen sich dessen Bewohner trickreich gegen die Anweisung zur Wehr setzen. Der Band ist der erste Teil einer Lateinamerika-Trilogie des Autors, die stark vom Magischen Realismus geprägt ist und satirisch die Willkür der Mächtigen und den Widerstand dagegen thematisiert. Geht es im ersten Buch um den Missbrauch militärischer Macht, so im zweiten, »Señor Vivo and the Coca Lord« (1991; dt. »Señor Vivo und die Kokabriefe«, 1998), um den Machtmissbrauch in der Wirtschaft. Der dritte Band schließlich, »The Troublesome Offspring of Cardinal Guzman« (1992; dt. »Das Kind des Kardinals«, 1999), setzt sich mit religiösem Fanatismus und dem Missbrauch ideologischer Macht auseinander. War de Bernières bereits mit dieser Trilogie erfolgreich in Großbritannien, so gelang ihm international der Durchbruch mit dem Romanwerk »Captain Corelli’s Mandolin« (1994; dt. »Corellis Mandoline«, 1996), der 2001 auch mit Penélope Cruz und Nicholas Cage verfilmt wurde. Die Geschichte über die Beziehung zwischen einem Offizier der italienischen Besatzer und einer einheimischen Arzttochter auf der griechischen Insel Kefalonia im Zweiten Weltkrieg stellt die Frage nach der Möglichkeit der Liebe in Kriegszeiten in den Mittelpunkt. In Aufbau und Einsatz verschiedener Perspektiven ähnlich den vorherigen Büchern des Autors, ist hier der Einfluss des Magischen Realismus geringer. Wieder deutlicher ist dieser in »Birds without Wings« (2004; dt. »Traum aus Stein und Federn«, 2005) zu erkennen. Hier erzählen verschiedene Charaktere die Geschichte eines anatolischen Dorfes, in dem Griechen und Türken um 1900 harmonisch zusammenleben, bis die Wirren des Ersten Weltkriegs die Nachbarn gegeneinander aufhetzen. Von der Kritik begeistert aufgenommen, wurde der Roman mit Tolstoi und Gabriel García Márquez verglichen. Zuletzt hat der Autor die Kurzgeschichtensammlung »Notwithstanding« (2009; Ü: Gleichwohl) und den Roman »A Partisan’s Daughter« (2009; Ü: Tochter eines Partisanen) vorgelegt.
Louis de Bernières wurde u. a. mit einem Commonwealth Writers Prize für das beste Buch und einem Lannan Literary Award geehrt. Der Autor lebt und arbeitet in Norfolk.
© internationales literaturfestival berlin
Corellis Mandoline
Hoffmann und Campe
Hamburg, 1996
[Ü: Klaus Pemsel]
Der zufällige Krieg des Don Emmanuel
Hoffmann und Campe
Hamburg, 1998
[Ü: Klaus Pemsel]
Señor Vivo und die Kokabriefe
Fischer Taschenbuch
Frankfurt/Main, 1998
[Ü: Klaus Pemsel]
Das Kind des Kardinals
Fischer Taschenbuch
Frankfurt/Main, 1999
[Ü: Klaus Pemsel]
Traum aus Stein und Federn
S. Fischer
Frankfurt/Main, 2005
[Ü: Manfred Allié u. Gabriele Kempf-Allié]