Lisa McInerney
Die irische Schriftstellerin Lisa McInerney wurde 1981 im County Galway geboren und wuchs bei ihrer Großmutter in Gort auf. Sie studierte am University College Cork. Ihr satirischer Blog »Arse End Of Ireland« wurde in drei aufeinanderfolgenden Jahren als bester Blog des Landes ausgezeichnet. Einer ihrer Follower, der Schriftsteller Kevin Barry, ermutigte sie dazu, für die von ihm herausgegebene Anthologie »Town and Country: New Irish Short Stories« eine Kurzgeschichte beizusteuern. Weitere Kurzgeschichten erschienen in verschiedenen Zeitschriften.
Ihren ersten Roman »The Glorious Heresies« (dt. »Glorreiche Ketzereien«, 2018) veröffentlichte sie 2015, er wurde 2016 mit dem Baileys Women’s Prize for Fiction und mit dem Desmond Elliott Prize für Debütromane ausgezeichnet. Die Handlung ist im kriminellen Hafenmilieu der Stadt Cork angesiedelt. Maureen Phelan wird eines Nachts in ihrer Küche von einem Einbrecher überrascht, den sie mit einer Devotionalie erschlägt. Für die Entsorgung der Leiche bittet sie ihren Sohn Jimmy um Hilfe. Der ist als uneheliches Kind bei den Großeltern aufgewachsen und kontrolliert als Zuhälter und Dealer mittlerweile das organisierte Verbrechen der Stadt. Auch er will sich nicht die Hände schmutzig machen und beauftragt seinen alten Kumpel Tony, ihm bei der Beseitigung der Leiche zu helfen. Tony ist Alkoholiker, Vater von sechs Kindern und alleinerziehend, wenn man überhaupt von Erziehung sprechen kann, und braucht immer Geld. Sein ältester Sohn Ryan hat mit seinen fünfzehn Jahren schon eine beachtliche Karriere als Dealer hingelegt. Eine seiner Stammkundinnen, die Prostituierte Georgie, sucht schon seit Tagen verzweifelt nach ihrem Freund Robbie, der die Angewohnheit hat, nachts in Häuser einzusteigen … Lisa McInerney schreibt in ihrem bitterbösen Debütroman über die Macht des Zufalls und das Leben in einem krisengeschüttelten Land, das geprägt ist von Gewalt und Bigotterie. Ihre Sprache ist authentisch, expressiv bis drastisch, ihr Humor derb und grotesk und entsprechend dem sozialen Umfeld der Protagonisten gespickt mit Beschimpfungen und Flüchen. Doch die Figuren sind genau, mit so viel Empathie gezeichnet, nie eindimensional, sondern immer gebrochen und dabei vielschichtig und komplex, dass sie dem Leser ans Herz wachsen. 2017 erschien McInerneys zweiter Roman »The Blood Miracles«, der 2018 mit einem Encore Award ausgezeichnet wurde, der »Die glorreichen Ketzereien« fortsetzt und von dem mittlerweile zwanzigjährigen Ryan erzählt, der nach Abbüßung seiner Haft im Jugendgefängnis in die Fußstapfen seines kriminellen Vaters tritt. »Lisa McInerney kombiniert geschickt die Traditionen des harten irischen Krimis mit schnellsprecherischem, unflätigem Witz und sanftem Humor« (»Times Literary Supplement«).
Die Autorin lebt in Galway.
Glorreiche Ketzereien
Liebeskind
München, 2018
[Ü: Werner Löcher-Lawrence]
The Blood Miracles
J. Murray
London, 2017