Lindita Arapi
- Albanien, Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2012
Lindita Arapi wurde 1972 in Lushnja in Mittelalbanien geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft in der Hauptstadt Tirana. Daraufhin war sie u. a. als Journalistin und Moderatorin beim albanischen Fernsehen tätig. Außerdem studierte sie Germanistik, Anglistik und Pädagogik in Köln sowie Publizistik mit anschließender Promotion an der Universität Wien. 1996 erhielt sie ein Autorenstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung; noch im selben Jahr war sie außerdem Honorary Fellow in Writing an der University of Iowa.
Ihre Dissertation von 2001, »Wie Albanien albanisch wurde: Rekonstruktionen eines Albanienbildes«, erschien 2005 auch in Buchform. Darin analysiert Arapi die Stereotypen, die sich seit dem 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum über ihr Heimatland herausgebildet haben. Nicht zuletzt führt sie die Ursache negativer Vorurteile auf die Reiseberichte europäischer Autoren zurück und zeigt die politisch-historische Dimension jener literarischen Zeugnisse auf. Arapi zählt zu den herausragendsten albanischen Autorinnen ihrer Generation. Zusammen mit Rudian Zektji, Ervin Hatibi und Agron Tufa gehörte Arapi einem Kreis der literarischen Avantgarde an, die sich zu Beginn der neunziger Jahre um die Zeitschrift »E për-7-shme« bildete. Über jene Zeit sagte sie in einem Interview mit dem Magazin »transcript«: »Wir entdeckten irgendwie die Sprache neu und waren verliebt in knallige Metaphern. Manche waren zu hermetisch, unverständlich; manchmal schrieben wir dunkle Verse, genau wie es in unseren Seelen aussah. Voll Traurigkeit.« Bisher veröffentlichte sie drei Lyrikbände in albanischer Sprache. Ihr Debüt »Kufomë lulesh« (1993; Ü: Blumenleiche) wurde auch ins Italienische übertragen und erhielt den ersten Preis des »Puglia Albania«-Wettbewerbs. Es folgten die Alben »Ndodhi në shpirt« (1995; Ü: Es geschah in meiner Seele) und »Melodi të heshtjes« (1998; Ü: Melodie der Stille). Ihre Gedichte, Erzählungen und Essays wurden zudem in internationalen Magazinen und Anthologien abgedruckt. 2007 erschien ihre Gedichtsammlung »Am Meer, nachts« als Handpressendruck. Arapis Lyrik ist geprägt von existenziellen Themen. Oftmals durchdrungen vom Gefühl des Fremdseins, begibt sich ihr lyrisches Alter Ego auf die Suche nach der eigenen Identität sowie nach neuen poetischen Bildern, die mal subtil, mal elegisch ausfallen und in freien Versen das sprachliche Experiment nie scheuen. In ihrem Roman »Vajzat me çelës në qafë« (2010; dt. »Schlüsselmädchen«, 2012) erzählt sie eine Familiengeschichte, die untrennbar mit der historischen Entwicklung Albaniens verwoben ist – von der kommunistischen Diktatur bis hinein in die Gegenwart.
Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet sie auch als Übersetzerin. Zudem ist sie freie Redakteurin bei der Deutschen Welle und berichtet vornehmlich über kulturelle und politische Themen aus dem Balkan. Arapi lebt in Bonn.
© internationales literaturfestival berlin
Wie Albanien albanisch wurde
Rekonstruktionen eines Albanienbildes
Tectum
Marburg, 2005
Am Meer, nachts
Edition Thanhäuser
Ottensheim, 2007
[Ü: Hans-Joachim Lanksch]
Schlüsselmädchen
Dittrich
Berlin, 2012
[Ü: Joachim Röhm]