László Márton
- Ungarn
- Zu Gast beim ilb: 2003
László Márton , einer der „einfallsreichsten Erzähler“ der jüngeren Generation laut „Die Literarische Welt“, wurde am 23. April 1959 in Budapest, Ungarn, geboren. Später studierte er dort an der L.-Eötvös-Universität Hungarologie, Germanistik und Soziologie. Schon während seiner Lektorentätigkeit beim Helikon-Verlag von 1983 bis 1990 begann er, selbstverfasste Werke unterschiedlicher Gattungen zu veröffentlichen, über die er sagt: „Ich schreibe sowohl Dramen als auch Romane, aber ich halte besonders meine Romane für wichtig. Wenn ich die Frage ganz kurz beantworten soll, dann müsste ich sagen: Mich interessieren die menschlichen Irrungen und schriftlichen Formen dieser Irrungen. Das ist die kürzestmögliche Zusammenfassung.“
1983 debütierte Márton mit einem Erzählband, auf den zahlreiche Veröffentlichungen und Auszeichnungen folgten. Daneben hat er, 1987 Stipendiat des Europäischen Übersetzer Collegiums, sich als Übersetzer deutscher Literatur einen Namen gemacht. So übertrug er etwa Novalis` „Heinrich von Ofterdingen“, Kleists „Michael Kohlhaas“ und Goethes „Faust I“ ins Ungarische. Diese barocken, romantischen und klassischen Übersetzungsvorlagen waren jedoch ebenfalls prägend für sein eigenes Schaffen.
Historisches und enzyklopädisches Wissen ist die Grundlage von Mártons Literatur, die auch wegen ihrer zahlreichen verzweigten Handlungsstränge und unterschiedlichen Zeitebenen hohe Anforderungen an den Leser stellt. Sein Erzählstil, so Barbara Strohschein, ist „eigenwillig, phantasie- und kenntnisreich“ und „verleitet zu einem mehrperspektivischen lustvollen Lesen, das dem Wandern und Entdecken in verschiedenen Welten entspricht.“ Márton selbst, der 1995 bis 1996 Gast des Literarischen Colloquiums Berlin und 1998 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD war, scheint besonders das Wandern zwischen der ungarischen und der deutschsprachigen Welt mit deren Literatur vertraut zu sein, weshalb er in seinen Arbeiten häufig auf sie Bezug nimmt.
Neben der Erzählung „Die fliehende Minerva oder Die letzten Tage des Verbannten“ (1997) über den Freiheitsdichter und Spracherneuerer János Batsányi liegen bisher zwei Romane Mártons auf Deutsch vor: die historische Parabel über einen Gubener Tuchfärber „Jakob Wunschwitz igaz története“ (1997; dt. „Die wahre Geschichte des Jacob Wunschwitz“, 1999) und „Árnyas fõutca“ (1999; dt. „Die schattige Hauptstrasse, 2003). Als „außergewöhnlich originell und radikal“ pries Péter Esterházy letztgenannten Roman, mit dem sich Márton endgültig einen Platz neben den bekannten ungarischen Schriftstellern wie Imre Kertész oder Péter Nádas gesichert hat. „Im österreichischen Orient“ (2005) ist die erste in deutscher Sprache verfasste Erzählung Mártons.
© internationales literaturfestival berlin
Nagy-budapesti rém-üldözés
Magvetö Könyvkiadó
Budapest, 1984
Tudatalatti megálló
Holnap
Budapest, 1990
A Nagy-budapesti Rém-üldözés és más történetek
Jelenkor
Pécs, 1995
Die fliehende Minerva oder die letzten Tage des Verbannten
Thanhäuser
Ottensheim, 1997
Die wahre Geschichte des Jacob Wunschwitz
dtv
München, 2002
Übersetzung: Hans-Henning Paetzke
Die schattige Hauptstraße
Zsolnay
Wien, 2003
Übersetzung: Agnes Relle
Im österreichischen Orient
Thanhäuser
Ottensheim, 2005
Übersetzer: Hans Henning Paetzke, Agnes Relle