Kyung-sook Shin
Kyung-sook Shin wurde 1963 in einem Dorf nahe der Stadt Jeongeup in Südkorea geboren. Da ihre Eltern es sich nicht leisten konnten, sie zur Highschool zu schicken, zog sie mit 16 Jahren nach Seoul, wo sie die Schule nachholte. Sie studierte Kreatives Schreiben am Seoul Institute of the Arts und gewann bereits mit ihrem ersten Roman »Winter’s Fable« (1985; Ü: Wintermärchen) den Munye Joongang New Author Prize. Shin veröffentlichte auch Kurzgeschichten und einige Sachbücher und avancierte zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen in Südkorea. Ihr Stil ist tiefgründig und ausdrucksstark und verleiht ihren Geschichten eine besondere Intensität. 2011 gewann sie als erste Frau den Man Asian Literary Prize.
In ihrem zweiten Roman »A Lone Room« (1995; Ü: Ein einsames Zimmer) verarbeitet sie Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben, wie sie als Jugendliche ihre Heimat verließ und in einer Fabrik arbeitete, um die Abendschule finanzieren zu können. Darüber hinaus beschreibt die Autorin die soziopolitischen Verhältnisse im Südkorea der siebziger Jahre, geprägt von Ausbeutung und Unterdrückung. 2009 gewann die französische Übersetzung des Romans den Prix de l’Inaperçu für außergewöhnliche literarische Werke, die bis dato noch keine große Aufmerksamkeit erlangt haben. Ihr Werk »Somewhere A Phone Is Ringing For Me« (2010; Ü: Irgendwo klingelt eine Telefon für mich) dreht sich um die Bedeutung von Liebe und Freundschaft. Vier einstige Jugendfreunde sind in Zeiten politischer Unruhen, der Teilung Koreas, erwachsen geworden und mussten sich so manchen Problemen und so manchem Leid im Leben stellen. Sie wollen den Sinn ihres Lebens wiederfinden und erinnern sich an die gemeinsamen unbeschwerten Tage. Shin zeigt in ihrem Buch, dass Liebe auch in Momenten des Leids existieren kann, schwere Zeiten überwindet und etwas Unsterbliches schafft. Ihr Roman »Please Look After Mom« (dt. »Als Mutter verschwand«, 2012), der 2011 auf Englisch erschien, wurde zu einem internationalen Bestseller. Ein Elternpaar ist auf dem Weg, seine Kinder in der Stadt zu besuchen, doch plötzlich geht die Mutter in der Menschenmenge einer U-Bahnstation verloren. Ehemann und Kinder versuchen alles, um sie wiederzufinden. Zwischen Bangen und Hoffen wird ihnen bewusst, was diese Frau für sie, die sie stets nur als Mutter und Ehefrau betrachtet haben, wirklich bedeutet. Während ihrer verzweifelten, wochenlangen Suche kommt sich auch die Familie wieder näher und die Kinder erkennen, wie wertvoll doch Familientraditionen sind, die sie in ihrem stressigen Stadtleben vernachlässigt haben. Mit »Als Mutter verschwand« schuf Shin eine bewegende Geschichte über das Muttersein und zeichnete gleichzeitig ein Porträt der Familie in Südkorea zwischen Tradition und Moderne. Nicht zuletzt ist der Roman eine Liebeserklärung an ihre eigene Mutter.
Kyung-sook Shin wohnt in Seoul und unterrichtet als Gastdozentin an der Columbia University in New York.
La Chambre Solitaire
Philippe Picquier
Paris, 2008
Li Chin
Philippe Picquier
Paris, 2010
Als Mutter verschwand
Piper
München, 2012
[Ü: Cornelia Holfelder von der Tann]