Kwang-Kyu Kim
- Südkorea
- Zu Gast beim ilb: 2005
Kwang-Kyu Kim wurde 1941 in Seoul geboren. In seine Kindheit fallen die Wiedergewinnung der koreanischen Souveränität, der Koreakrieg und die Teilung des Landes. 1960 nahm er ein Germanistikstudium auf und beteiligte sich im gleichen Jahr an den zunächst erfolgreichen Studentenprotesten gegen die diktatorischen Zustände im Land. Nach dem Militärdienst und einer kürzeren Tätigkeit als Deutschlehrer schlug er die akademische Laufbahn ein. In den frühen siebziger Jahren entkam er dem repressiven politischen Klima durch einen Studienaufenthalt in München. Er promovierte über Lyrik und Hörspiele Günter Eichs und lehrte zunächst an der Busan National University, später an der Hanyang Universität in Seoul.
Kim gilt als einer der bedeutendsten und meistgelesenen Lyriker Koreas. Im Alter von 38 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband, »Uri-rul choksinun majimak kkum« (1979; Ü: Der letzte Traum bei Flut). Zunächst von der Militärregierung verboten, erschien er in mittlerweile über zwanzig Auflagen. Kim erschloss darin der koreanischen Lyrik, die in einem modernistischen Manierismus befangen war, mit seiner einfachen Sprachgebung eine neue Dimension. Seine Gedichte entwerfen klare Bilder, die mit einem enormen Bedeutungsreichtum aufgeladen sind. Bei ihrer realistischen Beschreibung stehen Nostalgie, Ironie und Zuversicht in einem ausgewogenen Verhältnis. So übersteigt die Darstellung des Gewöhnlichen ganz unprätentiös den Bereich des Banalen, wobei Kim die Spannungsfelder zwischen Individuum, Gesellschaft und Natur beleuchtet. »Ich schöpfe zwar aus den Alltagserfahrungen, aber ich verweile nicht an der Oberfläche der Alltagsmotive, sondern versuche, die conditio humana, die hinter dem Alltag steckt, ins Bewusstsein zu heben und sichtbar zu machen.« Bislang veröffentlichte Kim neben einem Prosaband acht Gedichtbände, darunter »Anida kurohch’i ant’a« (1983; Ü: Nein, es ist nicht so), »Mulkil« (1994; Ü: Wasserstraße) und zuletzt »Tschoum mannatssul Ttae« (2003; Ü: Bei der ersten Begegnung). Er erhielt mehrere Preise, darunter den Nogwon-, den Kim-Soo-Young-, den Pyonun- und den Daesan-Literaturpreis. Auf Deutsch ist unter dem Titel »Die Tiefe der Muschel« (1999) eine Auswahl seiner Gedichte erschienen, daneben wurde seine Lyrik in deutschsprachigen Literaturzeitschriften wie »die horen«, »drehpunkt« und »Sprache im technischen Zeitalter« abgedruckt. Neben Stipendien, Schriftstellertreffen und Literaturfestivals führten Kim auch Forschungsaufenthalte in den deutschsprachigen Raum. In Siegen und Wien hatte er Gastprofessuren inne. Mit besonderem Engagement widmete er sich dem deutsch-koreanischen Literaturaustausch. Die koreanische Literaturwoche in Berlin 1992 und die Woche der deutschen Literatur in Seoul 1993 sowie die darauffolgenden Literaturwochen wurden von ihm mitorganisiert. Mit seiner Frau, der Germanistin und Übersetzerin Heyong Chong, war er ebenfalls an der Präsentation eines literarischen Städteporträts der Metropole Seoul in Stuttgart und in München beteiligt. Das Ehepaar lebt mit seinen zwei Kindern in Seoul.
© internationales literaturfestival berlin
Anida kurohch´i ant´a
Munhak-kwa chisongsa
Seoul, 1983
K´unaksan-ui maum
Munhak-kwa chisongsa
Seoul, 1987
Uri-rul choksinun majimak kkum
Munhak-kwa chisongsa
Seoul, 1987
Taejanggan-ŭi yuhok
Miraesa
Seoul, 1991
Faint Shadows of Love
Forest Books
London, Boston, 1992
Übersetzung: Brother Anthony of Taizé
Die Tiefe der Muschel
Pendragon
Bielefeld, 2000
Übersetzung: Heyong Chong
Übersetzer: Heyong Chong, Matthias Göritz, Birgit Mersmann