Kossi Efoui
- Frankreich, Togo
- Zu Gast beim ilb: 2008, 2014
Kossi Efoui wurde 1962 in Anfoin, Togo, geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Während seines Studiums der Philosophie an der Université de Lomé beteiligte er sich an der studentischen Oppositionsbewegung gegen Staatspräsident Eyadéma. Später verließ er das Land und emigrierte nach seinem Studienabschluss an der Université de Bénin schließlich nach Frankreich, wo er u.a. für das französische Wochenmagazin »Jeune Afrique« schrieb. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bereits einen Namen als Schriftsteller gemacht und war für sein erstes Theaterstück »Le Carrefour« (1990; Ü: Die Kreuzung) sowie für zwei Erzählungen mit Preisen ausgezeichnet worden.
Die meisten seiner insgesamt zwölf Dramen wurden im Rahmen von Festivals in Europa und Afrika aufgeführt. Efoui evoziert mit einer Fülle von Bedeutungsangeboten in der Tradition Samuel Becketts und Sony Labou Tansis phantastische Welten und vieldimensionale Sinngefüge. Fulminant und humorvoll spielt der Autor mit afrikanischen Stereotypen und setzt sich insofern von der panafrikanischen Négritude-Bewegung ab: »Das Problem ist, dass es bis heute um Afrikanizität geht. Aber wir müssen von der Idee einer afrikanischen Einheitlichkeit loskommen, indem wir unsere Masken vervielfachen und Vorschläge für unterschiedliche Repräsentationsmodelle entwickeln.«
Efouis Romandebüt »La Polka« (1998) spielt in einer heruntergekommenen, namenlosen Hauptstadt, in die plötzlich das Unheil hereinbricht, während sich die Bewohner noch auf den bevorstehenden Karneval freuen. Im kriegsähnlichen Chaos gelingt es dem Protagonisten trotz verzweifelter Bemühungen nicht, seine Freundin zu finden, während um ihn herum die Menschen flüchten und sterben.
Der Nachfolgeroman »La Fabrique de cérémonies« (2001; Ü: Die Fabrik der Zeremonien) spielt im Heimatland des Autors. Ein afrikanischer Journalist, der nach seinem Studium in Russland in Paris lebt und nur mühsam seine Existenz fristet, reist im Auftrag eines Magazins in das Land seiner Herkunft. Angesichts der militärischen Diktatur fühlt er sich außerstande, das klischeehafte Bild Afrikas, das von seiner Reportage erwartet wird, tatsächlich zu liefern.
Zuletzt erschien Efouis Roman »Solo d’un revenant« (2008; Ü: Solo eines Wiedergängers). Zu den Auszeichnungen des Autors gehören der Grand Prix Tchicaya U Tam’si, der Prix du Nouveau Talent Radio de la SACD, der Prix de la nouvelle Africa n° 1, der Prix de la Délégation Générale de la Langue Française und der Grand Prix littéraire de l’Afrique Noire. Efoui erhielt u.a. Stipendien der Création du Centre National du Livre, der Maison du Théâtre et de la Danse in Epinay-sur-Seine und des Centre National des Ecritures et du Spectacle. Er lebt in Nantes.
© internationales literaturfestival berlin
Le Carrefour
L’Harmattan
Paris, 1990
La malaventure
Lansman
Carnières-Morlanwelz, 1993
Le petit frère du rameur
Lansman
Carnières-Morlanwelz, 1995
Que la terre vous soit légère
Le Bruit des autres
Solignac, 1996
La Polka
Editions du Seuil
Paris, 1998
La Fabrique de cérémonies
Editions du Seuil
Paris, 2001
Solo d’un revenant
Editions du Seuil
Paris, 2008
Übersetzerin: Doris Eibl