Ko Un
Ko Un (eigentlich Ko Un-t’ae) wurde 1933 in Kunsan, im heutigen Südkorea, geboren. Sein Leben ist von extremen biografischen Brüchen geprägt, die eng mit der Geschichte seines Heimatlandes verbunden sind und sich auch in seinem Werk niederschlagen. Während des Koreakrieges zum Arbeitsdienst gezwungen, unternahm er einen Suizidversuch, durch den er einseitig sein Gehör verlor. Unter dem Eindruck dieser Erlebnisse trat er 1952 einem buddhistischen Mönchsorden bei und begann, seine ersten Gedichte zu schreiben. Nach seinem Austritt aus dem Kloster und einer künstlerischen Schaffenspause war er von 1963 bis 1967 Leiter einer Schule und begann in dieser Zeit wieder mit dem Schreiben. Die Lyrik, die in dieser Zeit entstand, zum Beispiel die Gedichtsammlung »Pian Gamsung« (1967; Ü: Jenseits der Gefühle), ist von dem Gefühl der Vergänglichkeit und Sinnlosigkeit allen Lebens geprägt. Nach seinem Umzug nach Seoul 1967 begann Ko Un, von Selbstzweifeln gequält, zu trinken. 1970 unternahm er einen weiteren Selbstmordversuch. Das Jahr 1973 markiert mit dem Beginn des politischen Engagements eine neue Schaffensphase, als er sich für die Demokratisierungsbewegung Koreas und die Bemühungen um Wiedervereinigung mit Nordkorea zu interessieren begann. Auf seine Ernennung zum Generalsekretär des 1974 neugegründeten »Verbands koreanischer Schriftsteller für die Verwirklichung der Freiheit« folgten immer wieder Gefängnisaufenthalte und Misshandlungen. Nach dem Militärputsch 1980 zum Tode verurteilt, wurde er Monate später begnadigt, jedoch mit Hausarrest belegt. Während seiner Haft begann er einen Gedichtzyklus, in dem er alle Menschen porträtieren wollte, die ihm in seinem Leben begegnet waren (»Maninbo«, ab 1986; Ü: Zehntausend Leben). Bislang sind davon 15 Bände erschienen. Die Erfahrung in der Todeszelle führte zu einer endgültigen Abkehr von seiner nihilistischen Schaffensperiode. Auf seine Heirat 1983 und die Geburt einer Tochter folgte seine kreativste Schaffensphase, in der z.B. die Sammlung »Junwon Sipyun« (1986; Ü: Idyllische Psalmen) entstand.
Ko Un gehört zu den bedeutendsten asiatischen Dichtern des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine inzwischen weit über hundert Veröffentlichungen, die in viele Sprachen übersetzt wurden, bestehen nicht nur aus Gedichtbänden, sondern auch aus Romanen, Dramen, Übersetzungen, Biografien, Essays, wissenschaftlichen Arbeiten und Aufsätzen. Auf Deutsch liegen von Ko Un die Gedichtbände »Choguk-ui Byol« (1984; dt. »Die Sterne über dem Land der Väter«, 1996) und die Auswahl »Ein Tag voller Wind« (2002) vor. Ko Un lebt seit 1982 im südkoreanischen Ansong.
© internationales literaturfestival berlin
Maninbo
Ch´angjaksa
Seoul, 1986
The Sound of my Waves
Cornell University
Ithaca, New York, 1993
Übersetzung: Brother Anthony of Taizé, Young-Moo Kim
Beyond Self
Parallax Press
Berkeley, 1997
Übersetzung: Brother Anthony of Taizé, Young-Moo Kim
Ein Tag voller Wind
Pendragon
Bielefeld, 2002
Übersetzung: Lim Jong-Dae, Jüren Abel
Die Sterne über dem Land der Väter
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 2005
Übersetzung: Woon-Jung Chei, Siegfried Schaarschmidt
Ko Un. Zen – Gedichte – was’n das?
Angkor Verlag
Frankfurt, 2005
Übersetzung: Hans-Jürgen Zaborowski
The Three Way Tavern
University of California Press
Berkeley, 2006
Übersetzung: Clare You, Richard Silberg
Übersetzer: Lim Jong-Dae und Jüergen Abel, Woon-Jung Chei und Siegfried Schaarschmidt, Kim Miy-He und Sylvia Braesel, Hans-Jürgen Zaborowsky