Kitty Crowther
- Belgien
- Zu Gast beim ilb: 2011
Kitty Crowther, 1970 in Brüssel als Tochter eines Briten und einer Schwedin geboren, führt ihre Liebe zu Büchern auf einen angeborenen Hörfehler zurück, der sie erst spät das Sprechen erlernen ließ. Sie selbst sieht sich als Geschichtenerzählerin in Text und Bild und machte nach ihrem Studium an der Kunsthochschule Brüssel ihre Leidenschaft zur Profession.
Ihr Werk umfasst mittlerweile mehr als 30 Bücher für Kinder, darunter sind eigene Geschichten, aber auch zahlreiche Illustrationsarbeiten für bekannte Autoren wie den Niederländer Toon Tellegen. In der Begründung zur Verleihung des weltweit höchstdotierten Kinderliteraturpreises, des Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preises, 2010 an Kitty Crowther umschreibt die Jury die Individualität der Erzählwelten der Belgierin mit folgenden Worten: »Kitty Crowther ist die Meisterin der Linie, aber auch der Atmosphäre. Sie verwaltet, verwandelt und erneuert das Erzählen im Bilderbuch. In ihrer Welt ist die Tür zwischen Fantasie und Wirklichkeit weit geöffnet. […] Humanismus und Mitgefühl durchdringen und verbinden sich in ihrem Schaffen.« Ihre Geschichten haben trotz vorhandener Bezüge zur Wirklichkeit nicht den Anspruch, diese realitätsgetreu abzubilden. Vielmehr laden sie den Leser zu Entdeckungsreisen voller eigener Assoziationen sowie Imaginationen ein und verzichten dabei auf finale Antworten. Kitty Crowthers literarische Inszenierung auf der Bild- und Textebene erhält durch ihre Reduktion der Arbeitsmittel eine ganz eigene Atmosphäre und ist bestimmt von einem Stil, der auf Spontaneität setzt und den Neubeginn der Überarbeitung vorzieht. Ganz bewusst nimmt sich Kitty Crowther in ihrer Themenwahl schwieriger Aspekte des Lebensalltags von Kindern an, u. a. Familienkonflikten, persönlicher Krisen, der Sehnsucht nach Selbstbestimmung sowie der Thematik von Tod und Einsamkeit, z. B. in »La visite de Petite Mort« (2004; dt. »Der Besuch vom kleinen Tod«, 2011). In der für ihre Kinderbücher charakteristischen Kombination aus Humor und Melancholie schildert die Künstlerin hier die Einsamkeit des kleinen Todes, der nur die Traurigkeit und Ablehnung der Menschen kennt, wenn sie ihm begegnen. Doch das unerwartete Freundschaftsangebot der kleinen Elisewin ändert seine Sichtweise auf die eigene Rolle grundlegend. Auch in »Scritch scratch dip clapote!« (2002; dt. »Kritz kratz. Schlaf, kleiner Frosch!«, 2005) erzählt die Belgierin von einer Facette kindlicher Angst, wenn sie von der Furcht im Dunkeln berichtet, die es zu überwinden gilt. Eines ihrer bevorzugten Themen, den individuellen Weg aus der Einsamkeit in die Gemeinschaft, gestaltet sie erzählerisch in Annies Reise mit den drei Riesen zur Küste und zum Meer in »Annie du lac« (2010; dt. »Annie«, 2011).
Kitty Crowther hat verschiedene nationale und internationale Auszeichnungen erhalten. Sie lebt mit ihren beiden Söhnen in der Nähe von Brüssel.
© internationales literaturfestival berlin
Du bist mein Freund
Carlsen
Hamburg, 1998
[Ü: Rolf Inhauser]
Mein Königreich
Carlsen
Hamburg, 1999
[Ü: Rolf Inhauser]
Kritz kratz. Schlaf, kleiner Frosch!
Sauerländer
Düsseldorf, 2005
[Ü: Tobias Scheffel]
Der Besuch vom kleinen Tod
Carlsen
Hamburg, 2011
[Ü: Maja von Vogel]
Annie
Carlsen
Hamburg, 2011
[Ü: Bernadette Ott]