Khin Aung Aye
- Myanmar
- Zu Gast beim ilb: 2012
Der burmesische Lyriker Khin Aung Aye wurde 1956 in Ragoon geboren, wuchs dort auf und studierte an der Universität von Ragoon. Sein Vater stammte aus Laputta im Irrawaddy-Delta, seine Mutter von den Ramree-Inseln. Zu schreiben begann er 1979, wobei er sich zunächst an Avantgarde-Gedichten orientierte. Ab 1980 arbeitete er als Angestellter für verschiedene Behörden. Sein Englischunterricht in dieser Zeit war nach seinen Worten eine große Hilfe auf seinem Weg zur Lyrik. Besonders inspirierend waren für ihn seine Vorbilder Aung Cheimt, Maung Chaw Nwe, Thukhamein Hlaing und Paing Soe Way. Nach 1985 geriet er zufällig in die Schmugglerszene, später arbeitete er als Straßenbuchhändler, als Hilfskraft eines Lastkraftwagenfahrers und als Manager einer Exportfirma. 1993 bis 1996 war er Redakteur für Lyrik bei der Zeitschrift für Kunst und Literatur »The Sea«. Damit verdiente er auch seinen Lebensunterhalt – und stets waren Gedichte für Khin Aung Aye Teil seines Alltags. 1990 bis 2000 schrieb er zeitweise Lyrik für die Zeitschriften »Youpshin Tei kavya«, »Hanthit« u. a. Oft wurden seine Texte jedoch zensiert, sodass er sie zurückziehen musste.
In Burma, wo ausländische Bücher und das Internet mit Argwohn betrachtet werden und die Zensur zum Alltag gehört, sind Schriftsteller und Lyriker wie Khin Aung Aye gezwungen, sich einer verschlüsselten Ausdrucksweise zu bedienen. Daher ist seine Sprache reich an Metaphern, er experimentiert mit poetischen Traditionen und geht frei mit verschiedenen Stilrichtungen um. Zu Beginn hatte er vor allem in Vier-Silben-Versen geschrieben, bis er unter dem Einfluss des bekannten burmesischen Verlegers Moe Way zu freieren Formen fand. 1990 schrieb er ein »Chapbook« mit dem Titel »Poems 1990«. Gedruckt erschien die Sammlung 2000 in einer Zusammenarbeit mit Maung Pyiyt Min unter dem Titel »Two Men and a Poem«. Nach 2003 hatte Khin Aung Aye eine Schreibblockade, die sich erst 2007 durch die Lektüre und Inspiration der veröffentlichten und unveröffentlichten Bücher von Zeyar Lin über postmoderne Lyrik löste. 2012 erschienen einige von Khin Aung Ayes Gedichten in der von James Byrne und Ko Ko Thett herausgegebenen Anthologie »Bones Will Crow«.
2009 bereiste Khin Aung Aye Korea auf Einladung der Korean Writers Association. Er hielt dort Lesungen und sprach mit burmesischen und koreanischen Literaten. 2010 war er Gast des koreanischen ASEAN Poets Literature Festival, 2011 wurde er zu einer Lesung nach Großbritannien eingeladen. Khin Aung Aye lebt in Bangkok.
Bones Will Crow
An Anthology of Burmese Poetry
[Hrsg. James Byrne u. Ko Ko Thett]
Arc Publications
Todmorden, 2012