Khalil
Amir und Khalil sind die Pseudonyme eines persischen Schriftstellers und eines arabischen Zeichenkünstlers, die ihnen Anonymität und damit Schutz vor politischer Verfolgung gewähren sollen. So ist wenig über ihrer beider Leben bekannt. Amir verließ bereits 1979 als 12-Jähriger mit seiner Familie den Iran und lebt heute in den USA. Er bereiste als Menschenrechtsaktivist, Journalist und Dokumentarfilmer in den vergangenen Jahren die USA, Kanada, Europa und Afghanistan. »Meine Wurzeln sind im Iran, aber meine Flügel konnte ich in den USA entfalten«, beschreibt Amir sein kulturelles Grenzgängertum im Interview mit dem »Tagesspiegel« 2010. Seine politischen Essays und Artikel veröffentlichte er weltweit. Während seiner Reisen hat er stets, wie viele Exiliraner, über Blogs und Internetseiten den Kontakt mit der Heimat aufrechterhalten. Angetrieben von dem Wunsch, die Ereignisse im Iran noch stärker in die Wahrnehmung der Weltöffentlichkeit zu rücken, verfassten Amir und Khalil den politisch-zeitgeschichtlichen Comic »Zahra’s Paradise« (2011; dt. 2011), der in einem außergewöhnlichen verlegerischen Projekt von dem New Yorker Verlag »First Second Books« publiziert und in Koproduktion mit Verlagen unterschiedlicher Länder finanziert und vertrieben wird. Bis zu seinem Erscheinen in gedruckter Form wird er außerdem in Fortsetzungen als Echtzeit-Webcomic in zwölf Sprachen veröffentlicht. Er erzählt die fiktive, doch zugleich auf realen Personen und deren Erlebnissen basierende Geschichte der Suche nach Mehdi, einem Anhänger der Protestbewegung, der in der Zeit der Wahlen von 2009 in den Gulags der islamischen Republik Iran spurlos verschwunden ist. In der Grauzone des rechtsfreien Raums, in dem das Leben und die Rechte des Einzelnen nichts gelten und man der Willkür und den Repressionen der Staatsmacht und ihrer Handlanger ausgeliefert ist, bleibt Mehdi für seine Familie unauffindbar. Die Erinnerung an ihn lässt seine Mutter beharrlich nach seinem Schicksal forschen und seinen Bruder, den eigentlichen Erzähler des Comics, über das Internet und Blogs unangenehme Fragen stellen. Zugleich erzählt »Zahra’s Paradise« aber auch von der Hoffnung auf Veränderung, die so viele Menschen im Iran in tagtäglichen Protestaktionen gegen das Regime aufbegehren und weltweit eine Gemeinschaft der Solidarität entstehen ließ. Der Titel des Comics bezieht sich sowohl auf den Friedhof Behesht-e Zahra im Süden Teherans, letzte Ruhestätte zahlreicher Opfer, u. a. der Studentin Neda als Symbol des Widerstands, als auch auf die 2003 im Gefängnis zu Tode gefolterte Fotojournalistin Zahra Kazemi.
Neben den Arbeiten verschiedener Künstler prägte Amir und Khalil ganz besonders Marjane Satrapis Graphic Novel »Persepolis«. »Zahra’s Paradise« wurde 2011 in der Kategorie »Best Digital Comic« für den renommierten Eisner Award nominiert.
© internationales literaturfestival berlin
Zahra’s Paradise
Die Grüne Revolution im Iran und die Suche einer Mutter nach ihrem Sohn
[Ill: Khalil]
Knesebeck
München, 2011