Etgar Keret
Etgar Keret wurde 1967 in Tel Aviv geboren und gehört zu den bekanntesten israelischen Schriftsteller*innen seiner Generation. Er veröffentlichte mehrere Kurzgeschichtensammlungen sowie Kinderbücher und Graphic Novels, in denen er verschiedene Seiten der modernen israelischen Gesellschaft aufzeigt: Rassismus, Liebe, Militär, Sehnsüchte und Ängste. Den Problemen in seiner Heimat begegnet Keret mit schonungsloser Direktheit, Ironie und Optimismus. Dabei verbindet er das Alltägliche mit dem Surrealen, Fantastisches mit Absurdem. Obwohl die dargestellte Realität oft bedrohlich ist, erscheinen die Geschichten betont lässig und zeugen von einem trockenen und skurrilen Humor. »Ich möchte den Leuten mit meinen Geschichten eine Ohrfeige verpassen, damit sie aufwachen und ins Grübeln kommen. Ich will meinen Leser*innen keine Antworten geben; alles, was ich will, ist, dass sie anfangen, Fragen zu stellen.«
2012 erschien auf Deutsch Kerets Werk »Plötzlich klopft es an der Tür«, in dem sich seine Figuren den Tücken des Lebens stellen müssen. Gemeinsam mit dem Palästinenser Samir El-Youssef verfasste Keret »Alles Gaza« (2006), in dem beide Autoren die Politisierung ihrer Gesellschaften und die »Tyrannei der öffentlichen Meinung und der Politik« beklagen. Im Mittelpunkt der mal lustigen und fantasievollen, mal traurigen und verzweifelten Erzählungen über das ganz normale Leben der jüngeren Generation stehen stets Antihelden, die so gar nicht der kollektiven Identität Israels oder Palästinas entsprechen. Sie sind als indirektes Statement zum Krieg zwischen ihren beiden Ländern zu verstehen, als Antrieb für diejenigen, die nach wie vor an eine Versöhnung glauben. In »The Seven Good Years« (2016; dt. »Die sieben guten Jahre«, 2016) berichtet er über seine Rolle als Vater und als Sohn vor dem Hintergrund des manchmal absurd erscheinenden Alltags in Israel. »Bumerang« (2018) versammelt Kerets beste Kurzprosa aus den frühen Jahren. Die Erzählungen seines Bandes »Fly Already« (2019; dt. »Tuʼs nicht«, 2020), ausgezeichnet mit dem National Jewish Book Award, spielen an der Grenze zum Fantastischen und handeln vielfach von der Unfähigkeit, zu kommunizieren und die Welt ringsum zu sehen oder gar zu verstehen. Zu Kerets Werken zählen außerdem politische Satiren, in denen er u. a. die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel thematisiert.
Kerets Werke wurden in vierzig Sprachen übersetzt, vielfach ausgezeichnet und mehrfach verfilmt. Er schreibt auch selbst Drehbücher für Kurzfilme sowie für das israelische Fernsehen und führte Regie gemeinsam mit seiner Frau, der Lyrikerin und Kinderbuchautorin Shira Geffen. Ihr Film »Jellyfish« gewann 2007 auf dem Filmfestival in Cannes die Camera d’Or als bestes Debüt. Mit Inbal Pinto schuf er im Corona-Jahr 2020 den Kunstfilm »Outside. A Covid-19 Fairytale«. Der Autor lebt in Tel Aviv, wo er an der Universität unterrichtet.
Pizzeria Kamikaze
Luchterhand
München, 2000
[Ü: Barbara Linner]
Der Busfahrer, der Gott sein wollte
Luchterhand
München, 2001
[Ü: Barbara Linner]
Alles Gaza
Luchterhand
München, 2006
[Ü: Barbara Linner u. Verena Kilchling]
Plötzlich klopft es an der Tür
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2012
[Ü: Barbara Linner]
Eine mondlose Nacht
Fischer KJB
Frankfurt a. M., 2014
[Ü: Barbara Linner]
Die sieben guten Jahre
Mein Leben als Vater und Sohn
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2016
[Ü: Daniel Kehlmann]
Bumerang
Fischer TB
Frankfurt a. M., 2018
[Ü: Barbara Linner]
Tu’s nicht
Aufbau
Berlin, 2020
[Ü: Barbara Linner]