Kenneth Bonert
- Kanada, Südafrika
- Zu Gast beim ilb: 2015
Kenneth Bonert wurde 1972 in Johannesburg, Südafrika, geboren, wo er auch aufwuchs, bis er 1989 mit seinen Eltern nach Kanada auswanderte. In Toronto studierte Bonert Journalistik an der Ryerson University und arbeitete danach als Reporter für Zeitschriften wie »Globe and Mail« und »National Post«.
Kurzgeschichten von ihm wurden in den kanadischen Literaturmagazinen »Grain« und »The Fiddlehead« veröffentlicht, darunter auch seine Erzählung »Packers and Movers« (Ü: Umzugsunternehmen), die für den Journey Prize nominiert wurde. Seine Novelle »Peacekeepers, 1995« (Ü: Friedenswächter, 1995) wurde in die Anthologie »McSweeney’s 25« (2007) aufgenommen. Im Rahmen des renommierten Programms »New Faces of Fiction« (Ü: Neue Gesichter der Literatur) des Verlags Knopf Random House Canada, das schon bekannte kanadische Autoren wie Yann Martel, Esi Edugyan und Anne Marie MacDonald hervorgebracht hatte, erschien 2013 mit Bonerts Debütroman »The Lion Seeker« (dt. »Der Löwensucher«, 2014) zum ersten Mal nur ein einziger Titel im ganzen Jahr, was die Erwartungen an dieses Buch zusätzlich steigerte. In einem Interview mit der Seite »Open Book Toronto« sprach Bonert selbst davon, dass das Schreiben eines Romans ihn vor eine völlig neue Herausforderung gestellt habe. Seine Wurzeln im Journalismus hätten ihn gelehrt, den menschlichen Faktor hinter reinen Informationen zu suchen und dabei immer wieder die Fakten zu überprüfen, um in allen Details exakt zu sein. Für seinen Roman habe er diese intensive Recherche dann nach innen gerichtet, um in seiner Fantasie nach und nach ein immer klareres Bild davon freilegen können, was er erzählen wolle. Selbst von litauischen Immigranten abstammend, berichtet Bonert in »Der Löwensucher« von Isaac Helger, Sohn jüdischer Einwanderer in Südafrika, der sich Ende der dreißiger Jahre und somit in einer Zeit des erstarkenden Antisemitismus entscheiden muss, ob er sich rückwärtsgewandt in sein Schicksal ergibt wie sein Vater oder zum Löwen wird und für seine Liebe und Ziele kämpft, also wie seine Mutter unermüdlich daran arbeitet, die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen. Bonerts Schelmenroman versteht es dabei, auch die dunklen Seiten des Überlebenskampfes der Familie zu zeigen, beispielsweise wenn diese sich über die schwarze Bevölkerung stellt, obwohl sie selbst als Juden Unterdrückung und Verfolgung am eigenen Leib erlebt haben und weiterhin erleben. Eine Kritik in der »National Post« bezeichnete das Buch daher als einerseits erstaunlich reif, andererseits als bewundernswert unvorsichtig. Bonert selbst sprach davon, dass »Der Löwensucher« zwar ein historischer Roman sei, seinem Gefühl nach aber auch die Konflikte der heutigen Zeit widerspiegele.
2013 gewann »Der Löwensucher« den National Jewish Book Award und den Edward Lewis Wallant Award. Bonert lebt in Toronto, wo er an einem zweiten Roman und an einer Sammlung von Erzählungen arbeitet.
Peacekeepers, 1995
In: McSweeney’s 25
San Francisco, 2007
Der Löwensucher
Diogenes
Zürich, 2014
[Ü: Stefanie Schäfer]