Kaveh Akbar
- Iran, USA
- Zu Gast beim ilb: 2019
Kaveh Akbar wurde 1989 in Teheran geboren. Er erlangte seinen Master of Fine Arts an der Butler University und seinen Doktor in Kreativem Schreiben an der Florida State University. Akbars erste Erfahrungen mit poetischer Sprache gehen auf seine Kindheit zurück, erste Gedichte hörte er auf Arabisch, das er nie sprach, weshalb er sie vor allem in klanglicher Hinsicht wie Beschwörungsformeln erlebte. Seine eigenen Gedichte schreibt er zunächst immer ohne Zeichensetzung, die er gelegentlich später hinzufügt. Dieses Vorgehen hilft ihm, den Impulsen der Sprache zu folgen und den Text zum Fließen zu bringen.
Nach einer Zeit der Suchterfahrungen thematisierte er den Kampf zwischen Rausch und Nüchternheit in seinem vielfach auszeichneten Lyrikdebüt »Calling a Wolf a Wolf« (2007). Der Titel legt nahe, dass ein Problem erst dann gelöst werden kann, wenn es als solches erkannt wird: »Thinking if it had a name it would have a solution / thinking if I called a wolf a wolf I might dull its fangs.« (Ü: Hätte es einen Namen, fände sich eine Lösung / riefe ich den Wolf einen Wolf, stumpf wären seine Reißzähne.) Allerdings ist der Band keine bloße Bekenntnislyrik eigener, subjektiver Erfahrungen, sondern zeigt Sucht als eine Macht, die das Individuum von der Realität isoliert. Das lyrische Ich spaltet sich in verschiedene Identitäten – den Einwanderer, den Alkoholiker, den Sohn, den Künstler –, die darüber spekulieren, wie Identitäten von Sprache geschaffen werden und umkehrt. Die Sprache selbst erscheint hierbei als ideale Existenzform: »Mostly I want to be letters – not / their sounds, but their shapes / on a page. It must be exhilarating / to be a symbol for everything at once: / the bone caught in a child’s windpipe, / the venom hiding in a snake’s jaw.« (Ü: Meist möchte ich Buchstaben sein – nicht / deren Töne, aber deren Formen / auf einer Seite. Es muss berauschend sein / alles auf einmal zu symbolisieren: / den Knochen, feststeckend in der Luftröhre eines Kindes / das Gift, verborgen im Kiefer einer Schlange.) Die Gedichte des Bandes »Portrait of the Alcoholic« entstanden über zwei Jahre nach seinem Entzug 2013. Auch diese Texte handeln im Wesentlichen von drei Obsessionen – Sex, Gott und Alkoholsucht.
Mit Ocean Vuong schrieb er Gedichte für den Film »The Kindergarten Teacher« (2018). Seine Lyrik erscheint auch in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften wie »The New Yorker«, »The New York Times«, »Poetry Magazine« u. a. 2014 gründete Akbar die Lyrik-Website »Divedapper«, auf der auch Interviews mit den wichtigsten Vertreter*innen der zeitgenössischen amerikanischen Poesie erscheinen. Er wurde u. a. mit dem Pushcart Prize, dem Levis Reading Prize und dem Lucille Medwick Memorial Award der Poetry Society of America geehrt. Heute unterrichtet er an der Purdue University, der Fakultät für MFA-Programme am Randolph und am Warren Wilson College.
Calling a Wolf a Wolf
Alice James Books
Farmington, 2017
Portrait of the Alcoholic
Sibling Rivalry Press
Little Rock, 2017
kavehakbar.com