Katerína Angeláki-Rooke
- Griechenland
- Zu Gast beim ilb: 2003
Angeláki-Rooke trat als Vorreiterin der zweiten Dichtergeneration nach dem Krieg (der sogenannten „Generation der Skepsis“) in Erscheinung, indem sie sich bilderstürmerisch mit bekannten mythologischen Motiven und Symbolen auseinandersetzte und deren konventionelle Inhalte infrage stellte. Nach den Arbeiten der sechziger Jahre – „Liki kai sinnefa“ (1963; Ü: Wölfe und Wolken), „Piimata 63-69“ (1971; Ü: Gedichte 63-69) – konzentrierte sie sich in ihrer Dichtung auf das, was ihr ganz persönliches Erkennungsmerkmal werden sollte: die Beschreibung der Körperlichkeit der Gefühle. Gliedmaßen, Organe und Merkmale des Körpers werden auf buchstäbliche und sinnliche Weise zu Resonanzböden des Bewusstseins der Dichterin. Die Welt, mit der dieses Bewusstsein im Dialog steht, ist eine kalte, winterliche Landschaft, die jedoch – weit davon entfernt, düster zu sein – zu einer ruhigen und würdevollen Annahme der Einsamkeit zu führen scheint. Einsamkeit wird hier als tieferes, ontologisches Wesen des Daseins begriffen. Diese Haltung, ungewöhnlich in der griechischen Dichtung, findet ihren Ausdruck in den Sammlungen „Magdalini, to megalo thilastiko“, (1974; Ü: Magdalena, das große Saugetier), „Ta skorpia chartia tis Pinelopis“ (1977; Ü: Die verstreuten Papiere der Penelope) und vor allem in „O thriamvos tis statheris apolias“ (1978; Ü: Der Triumph des stetigen Verlustes), „Enantios erotas“ (1982; Ü: Widrige Liebe) und „I mnistires“ (1984; Ü: Die Freier).
In den neueren Arbeiten Angeláki-Rookes „Epilogos aeras“, (1990; Ü: Nachwort Wind), „Lipiu“ (1995; Ü: Trauerland) und „Orea erimos i sarka“ (1996; Ü: Schöne Wüste, das Fleisch) kommt hingegen das erzählerische Element stärker zum Tragen, es gibt direkte autobiographische Bezüge. Neu ist der Ton eines wie mit gedämpfter Stimme geführten Dialoges mit dem Tod.
Gedichte von Katerina Angeláki-Rooke sind in mehr als zehn Sprachen übersetzt worden. In deutscher Übersetzung liegen einige Gedichte in den Anthologien „Und ich, die nur wollte, ich“ (1992) und „Unter dem Gewicht der Wörter“ (1999) vor. Sie selbst hat eine Vielzahl von Werken, sowohl Lyrik als auch Prosa, aus dem Englischen, Französischen und Russischen ins Griechische übertragen. Die Dichterin lebt in Athen.
© internationales literaturfestival berlin
Liki kai sinefa
Zarvanos
Athen, 1963
Piimata
Ermias
Athen, 1971
Magdalena, to megalo thilastiko
Ermis
Athen, 1974
Ta skorpia chartia tis Penelopis
Egnatia/Tram
Thessaloniki, 1977
O thriamvos tis statheris apolias
Kedros
Athen, 1978
Enantios erotas
Kedros
Athen, 1982
I mnistires
Kedros
Athen, 1984
Epilogos aeras
Kedros
Athen, 1990
Adia fisi
Kedros
Athen 1993
Orea erimos i sarka
Kastaniotis
Athen, 1996
Übersetzer: Sophia Christiane Gollek, Dadi Sideri-Speck