Kamila Shamsie
- Großbritannien, Pakistan
- Zu Gast beim ilb: 2009, 2015
Kamila Shamsie wurde 1973 in der Millionenmetropole Karatschi, Pakistan, geboren. Von ihrer Mutter, der Schriftstellerin und Journalistin Muneeza Shamsie, und anderen Familienmitgliedern wurden ihre literarischen Ambitionen von Anfang an unterstützt. Ihr Studium absolvierte sie in den USA, wo sie einen Bachelor in Creative Writing am Hamilton College, Clinton, New York, und einen Master an der University of Massachusetts machte.
Kurz nach Abschluss des Studiums publizierte sie ihren ersten Roman, »In the City by the Sea« (1998; Ü: In der Stadt am Meer). Bereits dieses magisch-realistische Erstlingswerk über den elfjährigen Hasan aus Karatschi, der als Kind einer wohlhabenden Mittelstandsfamilie plötzlich mit den Unsicherheiten des Alltags in Pakistan konfrontiert wird und dem imaginäre Freunde aus ihm bekannten Geschichten − darunter Gestalten von Shakespeare und aus der Artus-Sage − den Umgang mit der Wirklichkeit erleichtern, fand vielerorts wohlwollende Beachtung. So wurde der Autorin der Award for Literature des pakistanischen Premierministers verliehen, und sie stand auf der Shortlist für den Mail on Sunday/John Lewellyn Rhys Prize.
Charakteristika dieses ersten Buches finden sich auch in ihren weiteren Werken, vor allem die mittelständisch-wohlhabende Erfahrungswelt ihrer Protagonisten. In »Salt and Safron« (2000; dt. »Salz und Safran«, 2006) über eine nach dem Studium in den USA nach Karatschi zurückkehrende Frau aus aristokratischem Elternhaus beleuchtet Shamsie in einer problembehafteten Liebesgeschichte die schwierige Suche nach einer Balance zwischen individueller Identität und sozial-kulturellen Traditionen.
Auch in den beiden Folgeromanen »Kartography« (2002; dt. »Kartographie«, 2005) und »Broken Verses« (2005; dt. »Verbrannte Verse«, 2006) setzt sich die Autorin mit den Erfahrungen der Elite in einer Nation auseinander, die von politischer Unsicherheit und sozialen Problemen geprägt ist. Mit ihrer ambitionieren Neuerscheinung »Burnt Shadows« (2009; dt. »Verglühte Schatten«, 2009) verlässt die Schriftstellerin schließlich das Terrain ihrer Heimatstadt und schreibt ein Familienepos, das Weltereignisse zwischen dem Abwurf der Atombombe über Nagasaki 1945 und den Verhören in Guantánamo nach 9/11 aufgreift. Neben Romanen schreibt die Autorin auch Kurzgeschichten sowie Essays und Kolumnen für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften.
Kamila Shamsie wurden diverse literarische Ehrungen zuteil, darunter zuletzt der Muslim Writers Award und eine Platzierung auf der Shortlist des renommierten Orange Prize for Fiction für »Verglühte Schatten«.
Sie lebt in London und Karatschi.
© internationales literaturfestival berlin
In the City by the Sea
Penguin
New York, 1998
Kartographie
Berlin-Verlag
Berlin, 2004
[Ü: Anette Grube]
Verbrannte Verse
Bloomsbury
Berlin, 2005
[Ü: Anette Grube]
Salz und Safran
Bloomsbury
Berlin, 2006
[Ü: Rebekka Göpfert]
Verglühte Schatten
Bloomsbury
Berlin, 2009
[Ü: Ulrike Thiesmeyer]
Übersetzer
Rebekka Göpfert, Anette Grube, Ulrike Thiesmeyer