Julia Franck
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2007
Julia Franck wurde 1970 in Ostberlin geboren. 1978 übersiedelte sie mit ihrer Mutter und drei Schwestern in den Westteil der Stadt, anschließend zog die Familie nach Schleswig-Holstein. Nach dem Abitur, das Franck in Berlin ablegte, studierte sie Altamerikanistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität. Sie arbeitete als Hilfsschwester, Kellnerin, Phonotypistin, Übersetzerin und schrieb als freie Mitarbeiterin u.a. für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, die »Süddeutsche Zeitung«, den »Tagesspiegel«, »Merian« und »Brigitte«. Von 1994 bis 1996 war sie Regieassistentin beim Sender Freies Berlin.
Für ihre schriftstellerische Arbeit erhielt sie erste öffentliche Anerkennung, als sie 1995 den Literaturwettbewerb Open Mike gewann. 1997 debütierte sie mit dem Roman »Der neue Koch«, ein Jahr später erhielt sie das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste. Ihren nächsten Roman, »Liebediener« (1999), feierte die »Süddeutsche Zeitung« als »womöglich tiefsinnigste Liebesgeschichte der neunziger Jahre«. Im Erzählband »Bauchlandung« (2000) lässt sie mit Liebe zum bisweilen skurrilen Detail ausnahmslos weibliche Protagonisten lust- und leidvoll von ihren Sehnsüchten und den Kalamitäten des menschlichen Zusammenlebens erzählen. Wie mit dem Seziermesser zerlegt sie die Erlebniswelten der Figuren säuberlich in ihre Einzelteile und beschreibt abgründige Liebesverhältnisse mit kühler Beobachtungsgabe und sinnlicher Sprache. »Ich möchte Geschichten schreiben, bei denen die Leser vergessen können, dass sie lesen, weil sie so sehr in und mit der Geschichte der Protagonistin denken.« Mit der letzten Erzählung aus diesem Band, »Mir nichts, dir nichts«, gewann Franck den 3sat-Preis der Klagenfurter »Tage der deutschsprachigen Literatur«. Der Roman »Lagerfeuer« (2003) nimmt ihre Erfahrung aus dem West-Berliner Aufnahmelager Marienfelde auf und erzählt von drei Flüchtlingen, die erst allmählich begreifen, dass das Land ihrer Hoffnungen nur in ihrer Vorstellung existiert hat. Der Roman wurde mit dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis ausgezeichnet und bestätigte Francks Ruf als namhafte Autorin auch nach dem Abklingen des Booms der jungen deutschen Literatur und der sogenannten »Fräuleinwunder«. Ihr jüngstes Werk, »Die Mittagsfrau« (2007), ist ein Familienroman, der in der Zeit der beiden Weltkriege spielt. Er schildert das Schicksal einer faszinierenden Frau, die eines Tages ihren kleinen Sohn verlässt, und beleuchtet die biografischen Hintergründe dieser radikalen Entscheidung.
Die Autorin wurde dafür mit dem Deutschen Buchpreis geehrt. Zu ihren weiteren Auszeichnungen zählen der Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim und ein Stipendium der Villa Massimo. 2006 übernahm Franck die Gastdozentur für Poetik an der Wiesbadener Fachhochschule. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums und lebt als freie Autorin mit ihren beiden Kindern in Berlin.
© internationales literaturfestival berlin
Der neue Koch
Ammann
Zürich, 1997
Liebediener
DuMont
Köln, 1999
Bauchlandung
DuMont
Köln, 2000
Lagerfeuer
DuMont
Köln, 2003
Mir nichts, dir nichts
DuMont
Köln, 2006
Die Mittagsfrau
Fischer
Frankfurt/Main, 2007