Juan Pablo Villalobos
- Mexiko, Spanien
- Zu Gast beim ilb: 2014, 2018
Juan Pablo Villalobos wurde 1973 im mexikanischen Guadalajara geboren. Er studierte hispanische Literatur und Marketing und zog 2003 für ein Promotionsstudium in Literaturtheorie nach Barcelona. Dort arbeitete er als Schriftsteller und in einem E-Commerce-Unternehmen. Er veröffentlichte Marktforschungsstudien, Reisereportagen, Literatur- und Filmkritiken sowie Aufsätze zu unterschiedlichen Themen, von der Ergonomie von Toiletten bis zum Einfluss der Avantgarden auf das Werk von César Aira, bevor er sich der Fiktion zuwandte.2010 debütiert er mit dem kurzen Roman »Fiesta en la madriguera« (2010; dt. »Fiesta in der Räuberhöhle«, 2011). Der kleine Tochtli lebt mit seinem Vater Yolcaut, Boss der »Narcos« (Drogenhändler) und Anführer »der tollsten Machobande im Umkreis von mindestens acht Kilometern«, in einem Palast. Jeder Wunsch wird sofort erfüllt, nur sein größter, ein liberianisches Zwergnilpferd, bereitet Schwierigkeiten. Mit feinem Humor verleiht Villalobos dem Jungen eine Ausdrucksweise und Sicht auf die Dinge, die zu Momenten großer Komik führen, wenn sich die brutale Welt des Drogenkriegs in die von Tochtli schiebt und dort ins Absurde kehrt; ein Effekt, den der Autor immer wieder sucht: »Als Erzähler versuche ich mich jedem Thema, nicht nur dem Drogenhandel, aus einer hyperlogischen Perspektive zu nähern, die in eine absurde mündet.« Im zweiten Teil seiner geplanten Trilogie über Mexiko, dem Roman »Si viviéramos en un lugar normal« (2012; dt. »Quesadillas«, 2014), leben der 13-jährige Orest, seine Eltern und sieben, nach Figuren aus der antiken Mythologie benannte Geschwister in einem kleinen Dorf. Vor der Tür ihrer »Art Schuhkarton mit einem Deckel aus Asbest« geht die Geschichte Mexikos ihren Gang: Proteste der oppositionellen PDM gegen die regierende PRI, Wahlfälschung, Korruption, Bauspekulation, Kolonisierung, Pilgerströme zur Jungfrau von San Juan, neureiche Nachbarn mit seltsamen Berufen. Als Orest sich auf die Suche nach seinen verloren gegangenen Zwillingsgeschwistern macht, kommt er mit alldem in Berührung und schärft seinen Blick auf das, was seine Welt hinter der Haustür konstituierte: Armut, Klassenbewusstsein, Stolz und die Flüche des Vaters. »Mexiko ist nicht surrealistisch, nicht magisch, es ist grausam, schrecklich«, sagt Villalobos. So treffen in einem fulminanten Showdown alle Protagonisten dieser nicht griechischen Tragödie, sondern mexikanischen Erzählung aufeinander.Villalobos’ Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und international mit Preisen ausgezeichnet (Shortlist des Guardian First Book Award 2011 u. a.). Er veröffentlicht Übersetzungen aus dem brasilianischen Portugiesisch und schreibt für Zeitschriften wie »Letras Libres«, »Granta« und »Gatopardo«, die Tageszeitungen »O Estado de S. Paulo« und »Folha de S. Paulo« sowie eine monatliche Kolumne im Blog »Companhia das Letras«. Villalobos lebt nach drei Jahren in Brasilien wieder in Barcelona.
BerenbergBerlin, 2011[Ü: Carsten Regling]
Quesadillas
BerenbergBerlin, 2014[Ü: Carsten Regling]