Joshua Ferris
Joshua Ferris wurde am 8. November 1974 in Danville/Illinois, USA, geboren und wuchs in Key West auf. 1996 erhielt er seinen Bachelor-Abschluss in Englisch und Philosophie an der Universität von Iowa. Seine erste Kurzgeschichte »Mrs. Blue« erschien 1999 in der »Iowa Review«. Bevor er sein Masterstudium in Kreativem Schreiben an der University of California, Irvine, antrat, lebte Ferris einige Jahre in Chicago, wo er in einer Werbeagentur arbeitete.
Eine Chicagoer Werbeagentur ist auch Schauplatz seines 2007 erschienenen Debütromans »Then We Came to the End« (dt. »Wir waren unsterblich«, 2007). Geschrieben in der ersten Person Plural, erzählt der Roman von der Absurdität des Büroalltags und den Schattenseiten der modernen Arbeitswelt. Mit viel Ironie, doch nicht ohne Empathie behandelt der Autor die Frage nach dem Wert und der Relevanz von Arbeit für das Selbstwertgefühl und der Angst vor der Arbeitslosigkeit. Ferris’ Schreibstil wurde von der Kritik mit dem Don DeLillos verglichen. Die Geschichte des Büro-Kollektivs als Protagonist seines Romans wird nicht linear, sondern in zahlreichen Vor- und Rückblenden erzählt. Übersetzt in 25 Sprachen, stand der Roman 2007 im Finale des National Book Award und wurde mit dem P.E.N./Hemingway Foundation Award ausgezeichnet. Weitere Kurzgeschichten folgten, publiziert unter anderem in »The New Yorker« (der Ferris 2010 in die »20 under 40«-Liste der vielversprechendsten jungen Autoren aufnahm), im »Guardian« sowie in den Anthologien »Best New American Voices«, 2007, und »New Stories From the South«, 2007. 2010 erschien Ferris’ zweiter Roman, »The Unnamed« (dt. »Ins Freie«, 2010). Gleitend zwischen einer auktorialen und einer personalen Erzählperspektive, berichtet »The Unnamed« von dem erfolgreichen New Yorker Anwalt Tim Farnsworth, dem es im Leben an nichts zu mangeln scheint. Er ist glücklich verheiratet, lebt mit Frau und Tochter in einem großen, schönen Haus, er liebt seine Arbeit – und nimmt all das als selbstverständlich wahr. Doch er gerät in die Fänge einer geheimnisvollen Erkrankung. Von dem Zwang befallen, immer wieder hinauszurennen und so lange zu laufen, bis er vor Erschöpfung zusammenbricht, zerstört er alles, was ihm im Leben wertvoll ist: seine Familie, sein soziales Umfeld, seine berufliche Position und den damit verbundenen Wohlstand. Mit dieser Geschichte eines Abstiegs in die Middle-Class-Abgründe zeichnet Ferris das »beunruhigende Porträt eines Mannes, dem alle Schutzmechanismen der Zivilisation genommen werden« (The New Yorker).
Joshua Ferris lebt als freier Autor in der Nähe von New York.
Wir waren unsterblich
Rowohlt Taschenbuch
Reinbek, 2007
[Ü: Frank Wegner]
Ins Freie
Luchterhand Literaturverlag
München, 2010
[Ü: Marcus Ingendaay]