José Manuel Prieto
José Manuel Prieto wurde 1962 in Havanna geboren. Nach dem Abitur verließ er mit 19 Jahren Kuba und ging zum Studium der Elektrotechnik nach Nowosibirsk. Anschließend kehrte er für anderthalb Jahre als Ingenieur nach Havanna zurück, doch es zog ihn wieder nach Sibirien, wo er in einem kleinen Dorf zwei Jahre in einem Telekommunikationswerk arbeitete. In den Zeiten der Perestroika wohnte er mit seiner Frau in Sankt Petersburg.
1996 erschien sein erster Erzählband »Nunca antes habías visto el rojo« (Ü: Nie zuvor sahst du das Rote) in Kuba. Seinen Romanerstling »Enciclopedia de una vida en Rusia« (Ü: Enzyklopädie eines Lebens in Russland) veröffentlichte er 1998 in Mexiko; ein Ausschnitt daraus erschien in der Anthologie »Cubanísimo. Junge Erzähler aus Kuba« (2000). Sein zweiter Roman »Livadia« (1999; dt. »Liwadija«, 2004/»Entführung aus dem Saray«, 2007) wurde inzwischen in sieben Sprachen übersetzt und von der Literaturkritik als Entdeckung gelobt. Dies nicht nur, weil ein kluges, interlineares Netz an literarischen Bezügen die narrative Textur auf originelle Weise durchzieht, die an die Geistesblitze Nabokovs erinnert; auch der intelligente Abgesang auf den Kommunismus faszinierte in jener russisch-kubanischen Konstellation, die seine migratorischen Lebenserfahrungen geprägt hat. Im Roman steht ein kubanischer Schmuggler, der in der zerfallenen Sowjetunion so manchen Coup gelandet hat, vor dem letzten großen Vorhaben seiner Karriere: eine Frau aus einem Istanbuler Nachtclub nach Russland zu schmuggeln. 2002 veröffentlichte Prieto in Mexiko seinen zweiten Erzählband »El tartamudo y la rusa« (Ü: Der Stotterer und die Russin) und in Barcelona sein erstes Reisebuch »Treinta días en Moscú« (Ü: Dreißig Tage in Moskau). In dem Roman »Rex« (2007; dt. 2008) taucht ein kubanischer Hauslehrer in die Familiengeheimnisse seiner reichen russischen Arbeitgeber ein. In »La revolución cubana explicada a los taxistas« (2008; dt. »Die Kubanische Revolution und wie erkläre ich sie meinem Taxifahrer«, 2008) schildert Prieto seine ganz eigene, gegenwärtige Sicht auf die kubanische Geschichte.
José Manuel Prieto übersetzte zahlreiche russische Werke ins Spanische, darunter Gedichte von Gennadij Ajgi, Anna Achmatowa und Josef Brodsky sowie Prosa von Andrej Platonow, Viktor Pelewin und Vladimir Nabokov. Prieto gilt als Kenner der russischen Literaturgeschichte und stellt ihre künstlerischen Errungenschaften in einen transkulturellen Dialog mit der Kreativität der lateinamerikanischen Literatur. Für »The Nation«, »The New York Review of Books« und »The Paris Review« schreibt er über Russland, Kuba, Politik und Literatur. Jose Manuel Prieto war Fellow am New York Public Library’s Center for Scholars and Writers und Guggenheim-Stipendiat. Er unterrichtete am Centro de Investigación y Docencia Económica (CIDE) in Mexico-Stadt, war Gastprofessor der Cornell University und Distinguished Lecturer in Princeton. Heute lehrt er an der Seton Hall University. Derzeit ist er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Liwadija
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2004
[Ü: Susanne Lange]
Neuauflage unter dem Titel
Entführung aus dem Saray
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2007
[Ü: Susanne Lange]
Rex
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2008
[Ü: Susanne Lange]
Die Kubanische Revolution
und wie erkläre ich sie meinem Taxifahrer
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2008
[Ü: Susanne Lange]