José Luís Mendonça
- Angola
- Zu Gast beim ilb: 2015
José Luís Mendonça kam 1955 in Golungo Alto im Norden Angolas zur Welt. Er studierte Jura an der Katholischen Universität in Luanda und beteiligte sich schon bald mit Gedichten und Artikeln an studentischen Publikationen. Dann wurde er– wie alle (jungen) Männer damals– in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit in die Armee eingezogen und nahm als Soldat am Bürgerkrieg teil. Anschließend war er Kulturattaché der Botschaft Angolas in Paris.
Als Schriftsteller debütierte Mendonça mit dem Gedichtband »Chuva novembrina« (1981; Ü: Novemberregen) und gewann damit den Preis Sagrada Esperança, benannt nach dem Titel der Erstausgabe der Gedichte von Agostinho Neto. Mendonça betrachtet, wie er selbst sagt, das Schreiben von Gedichten als Entspannung, als Zeitvertreib, und er hat bis heute über 15 Bände veröffentlicht, in Luanda, Portugal und Brasilien. Mit »Um Voo de Borboleta no mecanismo inerte do tempo« (2005; Ü: Der Flug eines Schmetterlings im trägen Mechanismus der Zeit) gewann er den Preis, der aus Anlass der Dreißigjahrfeier der Unabhängigkeit Angolas vom Kulturministerium ausgeschrieben war. In seinen Gedichten kommentiert Mendonça auf indirekte Art und Weise die historischen und zeitgenössischen Ereignisse in Angola. Er hat auch einige Kurzgeschichten über seine Kriegserfahrungen publiziert. In seinem ersten Roman »El reino das Casuarinas« (Ü: Das Reich der Kasuarinen), 2014 gleichzeitig in Luanda und Lissabon erschienen, stehen diese im Zentrum. Neuerdings hinterfragt Mendonça das Jahrzehnt 1977 bis 1987 und stellt Irrsinn und Utopie nebeneinander. Damit bricht er ein Tabu, denn 1977 war das Jahr, in dem ein Putschversuch gegen die Regierung von Agostinho Neto stattfand, in dessen Folge Tausende Menschen zu Tode kamen und der Traum einer friedlichen Republik vorerst ausgeträumt war. In diesem Sinne knüpft der Roman an Alejo Carpentiers »Das Reich von dieser Welt« an, in dem die Enttäuschung über die Unabhängigkeit Haitis thematisiert wird. In der Anthologie »Mögen Pitangas wachsen. Ein zweisprachiges Lesebuch« (2014) sind von ihm einige Gedichte auf Deutsch erschienen, ein Fragment seines Romans erscheint in »Welwitschia« (2015), der Zeitschrift der Angolanischen Botschaft in Berlin.
Seit 2012 ist Mendonça Hauptredakteur der zweiwöchentlichen Zeitschrift »Cultura. Jornal Angolano de Arte y Literatura«, einer Beilage der Tageszeitung »Jornal de Angola«. Hier werden Autoren, Musiker, Tänzer, Filmemacher und Künstler vorgestellt, ihre Werke interpretiert und kritisch beleuchtet. Oft schreibt Mendonça eine Kolumne, in der er aktuelle Ereignisse kommentiert. Mit dieser Tätigkeit ist er heute eine der führenden kritischen Stimmen in seinem Land.
Africalema
Vila Nova de Cerveira
Nóssomos, 2011
Esse país chamado corpo de mulher
UEA
Luanda, 2013
El reino das casuarinas
Leya
Lissabon, 2014