John Mateer
- Australien, Südafrika
- Zu Gast beim ilb: 2015
John Mateer wurde 1971 in Roodepoort, einem Vorort von Johannesburg, Südafrika, geboren. Seit seiner Auswanderung nach Australien im Jahr 1989 lebte er in den Städten Perth und Melbourne.
1994 veröffentlichte er mit »Burning Swans« (Ü: Brennende Schwäne) seinen ersten Gedichtband, dem Lyriksammlungen wie »Barefoot Speech« (2000; Ü: Barfußrede) folgten. Nachdem es Mateer 1998 durch ein Stipendium ermöglicht worden war, nach Indonesien zu reisen, verarbeitete er seine Erfahrungen dort mit einem Auge fürs Detail und einer Faszination für den Alltag jenseits der Touristenperspektive in einem Sachbuch mit dem Titel »Semar’s Cave: an Indonesian Journal« (2004; Ü: Semars Höhle: ein indonesisches Tagebuch). Seine Suche nach der Erfahrung von Heimat, die ihn in die unterschiedlichsten Länder führt, aber nie ankommen lässt, hat auch lyrisch immer wieder ihren Ausgangspunkt in seinen afrikanischen Wurzeln. 2009 stellt Mateer in seinem Gedicht »Briefe an einen verlorenen Freund« aus dem Band »Ex-White: South African Poems« (dt. »Ex-White / Einmal weiß: Südafrikanische Gedichte«, 2009) die Frage, ob Afrikaner Weiße sein können. Die Antwort liefern seine Gedichte selbst, die aufzeigen, dass die Kultur seiner Heimat schon immer ein Konglomerat verschiedenster Einflüsse war, was den Lyriker dazu bringt, sie aus der Perspektive eines Fremden zu betrachten. Mirko Wenig und Josef Haslinger bemerken dazu: »Wer sich darauf einlässt, [Mateer] auf seinen lyrischen Reisen zu begleiten, findet sich einer Vielfalt an Bildern, Rhythmen und Einflüssen ausgesetzt, kann aber auch etwas über seine eigene Kultur erfahren.« Das Magazin »World Literature Today« beschrieb den Dichter dazu passend als die jüngste Wiedergeburt des internationalen Poeten. 2013 erschien das innerhalb von sieben Jahren verfasste Buch »Unbelievers, or ›The Moor‹« (Ü: Ungläubige oder »Der Mohr«), in dem Mateer an so unterschiedlichen Orten wie Dubai, Sevilla, Kairo und Monsanto Beweise für die Bedeutung der islamischen und arabischen Geschichte, aber auch ihrer Gegenwart und Poetik aufspürt. Eine Rezension in »The Japan Times« verglich die komplexen Nachklänge seines Werks mit der Prosa seines Landsmanns J. M. Coetzee und nannte Mateers Gedichte inquisitorisch und intensiv. Zuletzt veröffentlichte Mateer die Novelle »The Quiet Slave. A history in eight episodes« (2015; Ü: Der stille Sklave. Eine Geschichte in acht Episoden) über die Herkunft der Malaien auf den Kokosinseln im Indischen Ozean. 2015 erscheint außerdem eine Auswahl seiner Gedichte aus dem Band »The West. Australian Poems 1989–2009« unter dem Titel »The Scar-tree / Der Narbenbaum«.
Nachdem der Dichter 2001 den Victorian Premier’s Prize for Poetry erhalten hatte, wurde ihm 2003 angesichts seiner Leistungen für die australische Literatur die Centenary Medal verliehen.
Ex-White / Einmal weiß
Südafrikanische Gedichte
Sisyphus
Klagenfurt, 2009
[Ü: Ludwig Roman Fleischer]
Southern Barbarians
Giramondo
Sydney, 2011
Unbelievers, or »The Moor«
Giramondo
Sydney, 2013
Shearsman
Bristol, 2013
The Quiet Slave
A history in eight episodes
Spaced
Perth, 2015
The Scar-tree / Der Narbenbaum
Hochroth
Berlin u. a., 2015
[Ü: Andreas Schachermayr]