John Banville
Der irische Schriftsteller und Literaturkritiker John Banville wurde 1945 in Wexford geboren. Er begann mit fünfzehn Jahren, Kurzprosa zu schreiben. Nach dem College und einem Jahr in London arbeitete er als Journalist in Dublin.
1970 debütierte er mit einer Sammlung von Kurzgeschichten unter dem Titel »Long Lankin«. Mit seinem dritten Roman »Doctor Copernicus« (1976; dt. »Doktor Kopernikus«, 1999) gelang ihm der literarische Durchbruch. Zusammen mit »Kepler« (1981; dt. 1997) und »The Newton Letter« (1982; dt. »Newtons Brief«, 2002) bildet der Roman die »Revolutionstrilogie« über bekannte Wissenschaftler. In seiner »Frames Trilogy« (1989–1995) wendet sich Banville der Welt der Kunst zu und erzählt aus der Perspektive des Mörders Freddie Montgomery. Die Trilogie zeigt Banville als gereiften Autor, der virtuos einen düsteren Erzählraum erschafft, mit eindrucksvollen Bildern eine verwickelte Handlung aufrollt und die Leser*innen in den Bann von Schönheit und Gewalt schlägt. Hier sind auch seine literarischen Vorbilder erkennbar: Vladimir Nabokov, Samuel Beckett, James Joyce. Er selbst benannte zudem William Butler Yeats, Henry James, dessen »Portrait of a Lady« er mit »Mrs Osmond« (2017) fortschrieb, sowie Heinrich von Kleist, dessen »Amphitryon« Grundlage für seinen Roman »The Infinities« (2009; dt. »Unendlichkeiten«, 2012) war. Mit dem Man Booker Prize 2005 wurde Banvilles Roman »The Sea« (2005; dt. »Die See«, 2006) ausgezeichnet. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein gealterter Kunsthistoriker, der nach dem Tod seiner Frau an den Ort seiner Kindheit an der irischen Küste zurückkehrt. In Monologen, die seine Erinnerungen an die dort verlebten Sommer voller Dramatik und Erotik zurückholen, verschwimmen die Ebenen von Realität und Fantasie. Die Booker-Jury lobte den Roman als »meisterhafte Studie über Leid, Gedenken und erinnerte Liebe«. Der Stoff wurde 2013 verfilmt. Seine Ode an die irische Hauptstadt »Time Pieces« (2016; dt. »Spaziergänge durch Dublin«, 2019) ist sowohl ein persönlicher Stadtführer als auch ein autobiografischer Text über eine Stadt, die für Banville als Kind ein Sehnsuchtsort war. Unter dem Pseudonym Benjamin Black hat Banville eine Krimireihe um den Dubliner Pathologen Quirke geschrieben (2007–2016), unter seinem tatsächlichen Namen veröffentlichte er 2020 »Snow«, den Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den Dubliner Inspector Strafford.
John Banville wurde mit einer Vielzahl von Literaturpreisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Guardian Fiction Award, dem Irish Book Award, dem Franz-Kafka-Literaturpreis, dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und dem Premio Príncipe de Asturias de las Letras. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Letters, der Royal Society of Literature u. a. Zwischen 1988 und 1999 leitete Banville den Literaturteil der »Irish Times«, seit 1990 schreibt er regelmäßig Beiträge für »The New York Review of Books«. Er lebt in Dublin.
Doktor Kopernikus
S. Fischer
Frankfurt a. M., 1999
[Ü: Bernhard Robben]
Geister
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2000
[Ü: Christa Schuenke]
Caliban
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2004
[Ü: Christa Schuenke]
Die See
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2006
[Ü: Christa Schuenke]
Unendlichkeiten
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2012
[Ü: Christa Schuenke]
Mrs Osmond
Penguin
London, 2017
Spaziergänge durch Dublin
Kiepenheuer & Witsch
Köln, 2019
[Ü: Christa Schuenke]
Snow [Tod in der Bibliothek]
Faber & Faber
London, 2020