João Paulo Cuenca
João Paulo Cuenca wurde 1978 in Rio de Janeiro geboren. Sein literarisches Debüt gab er 2003 mit dem Roman »Corpo Presente« (Ü: Gegenwärtiger Körper). Darin durchstreift der getriebene Protagonist die Straßen Rio de Janeiros, jagt verlorenen Gefühlen und unmöglichen Liebschaften hinterher, während das Nachsinnen über die Verkommenheit der Welt zunehmend seine eigene idealistische Haltung zu korrumpieren beginnt. Von der Kritik wurde Cuencas Erstling insbesondere für die kontrollierte und reife Beherrschung der Sprache gelobt, die den oft surreal gebrochenen Fragmenten seiner Erzählung ein zwingendes Moment verleiht. Es folgte »O Dia Mastroianni« (2007; dt. »Mastroianni. Ein Tag«, 2013), ein kurzer Roman über zwei Freunde, die sich orientierungslos durch eine Stadt treiben lassen und zitierend danach trachten, sich ihren Vorbildern anzuverwandeln, allen voran der von Marcello Mastroianni verkörperten Hauptfigur aus Fellinis Klassiker »8 1/2«. Cuenca porträtiert eine Generation, die einerseits verzweifelt die individuelle Abgrenzung sucht, andererseits leidenschaftlich populärkulturellen Ikonen verfallen ist. Cuencas Beobachtungen bei einem längeren Aufenthalt in Tokio dienten als Inspiration zu seinem dritten Roman »O único final feliz para uma história de amor é um acidente« (2010; dt. »Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall«, 2012). In einer futuristischen Vision der japanischen Metropole verliebt sich der junge Angestellte Shunsuke in die polnisch-rumänische Kellnerin Iulana, die wiederum eine Tänzerin umwirbt. Observiert wird das Beziehungsgeflecht von Shunsukes Vater, der nicht nur ein Spionagenetzwerk unterhält, sondern sich zudem von einem anthropomorphen Automaten rezitieren lässt. Bilderreich gestaltet Cuenca seine skurrile und turbulente Liebesgeschichte aus, die durch fortwährende Perspektivwechsel zusätzliche Verve erhält.
Außerdem verfasst Cuenca Theaterstücke, war als Regisseur tätig und arbeitete mehrere Jahre als Journalist und Kolumnist für diverse brasilianische Tageszeitungen und Print- und Onlinemagazine, u. a. für »O Globo«, »Tribuna da Imprensa« und »Jornal do Brasil«. Seine Reportagen und Essays sind u. a. in der Anthologie »A última madrugada« (2012; Ü: Die letzte Morgendämmerung) gesammelt. Einzelne Texte erschienen bei »Words without Borders« und in »Americas Society Review«. 2007 wurde er vom Hay Festival sowie von einem Gremium der UNESCO-World Book Capital Bogotá zu einem der 39 meistbeachteten zeitgenössischen Autoren Lateinamerikas unter 39 gewählt. Das renommierte Literaturmagazin »Granta« setzte ihn 2012 auf seine Liste der zwanzig besten jungen, brasilianischen Schriftsteller. Cuenca lebt in Rio de Janeiro.
Corpo presente
Planeta
Rio de Janeiro, 2003
Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall
A1
München, 2012
[Ü: Michael Kegler]
A Última Madrugada
LeYa
Lissabon, 2012
Mastroianni. Ein Tag
A1
München, 2013
[Ü: Michael Kegler]
http://jpcuenca.com