Jhumpa Lahiri
- Großbritannien, USA
- Zu Gast beim ilb: 2014
Jhumpa Lahiri wurde 1967 als Kind indischer Immigranten in London geboren und wuchs in der amerikanischen Kleinstadt Kingston, Rhodes Island, auf. Sie studierte Literaturwissenschaften, kreatives Schreiben (bei Leslie Epstein) und Komparatistik am New Yorker Barnard College sowie der Boston University, wo sie in der Renaissanceforschung promovierte.
An Lahiris erstem Erzählband »Interpreter of Maladies« (1999; dt. »Melancholie der Ankunft«, 2000) lässt sich bereits die subtil austarierte Prägnanz ihres Stils ausmachen. Wie in den späteren Kurzgeschichtensammlungen »Once in a Lifetime« (2006; dt. »Einmal im Leben«, 2008) und »Unaccustomed Earth« (2008; dt. »Fremde Erde«, 2010) stehen hierbei Figuren der zweiten indischen Einwanderergeneration im Fokus, die sich einerseits ihren Wurzeln verpflichtet fühlt und andererseits an der amerikanischen Ostküste beheimatet ist. Diese oftmals zwischen Verlust und Neuanfang angesiedelten Erzählungen handeln von Einsamkeit, Entfremdung sowie von Konflikten und familiären Dramen, die von existenzieller Allgemeingültigkeit zeugen. Unter der Regie von Mira Nair wurde Lahiris Romandebüt »The Namesake« (2003; dt. »Der Namensvetter«, 2003) auch für das Kino adaptiert. Über eine Dekade vor der Niederschrift ihres international gefeierten Romans »The Lowland« (2013; dt. »Das Tiefland«, 2014) recherchierte sie bereits historische Hintergründe und kompilierte Ideen für das episch verästelte, mehrere Generationen umspannende Familienmelodram. Unzertrennlich in ihrer Jugend, entfremden die aus Kalkutta stammenden Brüder Subhash und Udayan sich später über ihren politischen Überzeugungen und Ambitionen. Während der eine in die USA emigriert, wo er sich seinen Studien widmet, engagiert sich der andere mit tragischen Konsequenzen in der revolutionären Naxaliten-Bewegung der sechziger und siebziger Jahre. Minutiös leuchtet die Autorin kausale Verstrickungen in den Leben der Angehörigen, u. a. Udayans Frau Gauri und deren Tochter Bela, bis in die Gegenwart aus und evoziert plastische Zeitbilder. Derzeit arbeitet Lahiri an einem Buchprojekt in italienischer Sprache – einer Art »linguistische Autobiografie«, in welcher sie über ihre derzeitige Wahlheimat Rom sowie das Hineinfinden in die neue Sprache räsoniert. Ihre Essays, Artikel und Short Storys erschienen u. a. in »The New Yorker«, »Epoch« und »StoryQuaterly«.
Lahiri erhielt den O. Henry Award (1999), den Hemingway Foundation PEN Award (2000), den Pulitzer Prize for Fiction (2000), den Addison M. Metcalf Award (2000), den Frank O’Connor International Short Story Award (2008), den Asian American Literary Award (2009) sowie den Premio internazionale Vallombrosa Gregor von Rezzori (2009). Von Barack Obama wurde sie 2010 in das President’s Committee on the Arts und Humanities berufen. Seit 2012 ist sie zudem Mitglied der American Academy of Arts and Letters. Lahiri lebt im Rione Travestere.
Melancholie der Ankunft
Blessing
München, 2000
[Ü: Barbara Heller]
Der Namensvetter
Blessing
München, 2003
[Ü: Barbara Heller]
Einmal im Leben
Rowohlt
Reinbek, 2008
[Ü: Gertraude Krüger]
Fremde Erde
Rowohlt
Reinbek, 2010
[Ü: Gertraude Krüger]
Das Tiefland
Rowohlt
Reinbek, 2014
[Ü: Gertraude Krüger]