Jeong Yu-jeong
- Südkorea
- Zu Gast beim ilb: 2018
Jeong Yu-jeong, geboren 1966 in Hampyeong in der südkoreanischen Provinz Jeollanam-do, wurde zunächst zur Krankenschwester ausgebildet. Sie arbeitete fünf Jahre lang in einem Krankenhaus und danach neun Jahre als Sachverständige bei der staatlichen Krankenversicherung, bevor sie mit dem Schreiben begann.
Nachdem sie sechs Jahre lang mit ihren Einreichungen bei Wettbewerben gescheitert war, gewann sie schließlich mit dem Jugendroman »Nae insaeng-ui spring camp« (2007; Ü: Das Frühlingslager) den Segye Youth Literary Award. »Shoot Me in the Heart« (2009) verhalf ihr zum endgültigen Durchbruch. Der Roman ist eine Persiflage auf die koreanische Gesellschaft, die darin wie eine psychiatrische Klinik erscheint, und erzählt von zwei jungen Männern, die daraus entkommen wollen. Jeong Yu-jeong reflektiert hier auch die eigene Erfahrung, dass ein Mensch schwierige Lebenssituationen oft nur dadurch übersteht, dass er von der Flucht träumt. Ihren eigenen Traum von der Freiheit erfüllte sie sich nach Beendigung ihres Romans »28« mit einer Wanderung im Himalaja und der Besteigung des Annapurna. Ihre Eindrücke schildert sie in ihrem Buch »Jeong Yu-jeongs Himalaya Hwansangbanghwang« (2014; Ü: Jeong Yu-jeongs fantastische Himalaja-Wanderung). Mit »Chilnyeonui bam« (2011; dt. »Sieben Jahre Nacht«, 2015) wurde Jeong Yu-jeong endgültig zur Bestsellerautorin. Die Handlung nimmt ihren Ausgangspunkt bei einem Mann, der früher erfolgreicher Baseballspieler war, aber nun dem Alkohol verfallen ist, für eine Sicherheitsfirma arbeiten muss und von seiner Frau gedemütigt wird. Eine Beförderung zum Sicherheitschef eines abgelegenen Staudamms erscheint ihm in dieser Situation als Rettung. Aber dort kommt es zu einer Katastrophe. Wie in einer griechischen Tragödie wird er zum »Stauseemonster«, ermordet ein Mädchen, öffnet die Schleusen des Staudamms, woraufhin die Wassermassen ein Dorf unter sich begraben und die Hälfte der Bewohner getötet wird. Sein elfjähriger Sohn muss sich fortan verstecken, doch wohin er in den nächsten sieben Jahren auch kommt, überall wird er durch Zeitungsmeldungen mit den dramatischen Vorgängen konfrontiert und als Sohn des »Stauseemonsters« identifiziert. Schließlich findet der Sohn Ruhe in einem abgelegenen Küstendorf, bis dort allerlei rätselhafte Gestalten auftauchen und ihn dazu zwingen, die wahre Geschichte hinter den Ereignissen aufzudecken.
Jeong Yu-jeong hat sich den Spitznamen »Koreas Stephen King« erworben, ihre Romane sind psychologisch ausgefeilt und enthüllen schonungslos die unterdrückten Schattenseiten des Menschen. Aufgrund ihrer drastischen, realitätsnahen Erzählweise sind Jeong Yu-jeongs Romane in Korea sehr beliebt als Ausgangsmaterial für Verfilmungen. »Shoot Me in the Heart« kam 2015 in die Kinos, »Chilnyeonui bam« 2018, und auch ihr jüngstes Werk »Jong-ui Giwon« (2016; Ü: Der gute Sohn) ist für eine Verfilmung vorgesehen. Die Autorin lebt in Gwangju, Korea.
Shoot Me in the Heart
EunHaeng NaMu
Seoul, 2009
28
EunHaeng NaMu
Seoul, 2013
Jeong Yu-jeong’s Himalaya Hwansangbanghwang
EunHaeng NaMu
Seoul, 2014
Sieben Jahre Nacht
Unionsverlag
Zürich, 2016
[Ü: Kyong-Hae Flügel]
Jong-ui Giwon
EunHaeng NaMu
Seoul, 2016