Jenny Valentine
- Großbritannien
- Zu Gast beim ilb: 2011
Jenny Valentine, geboren 1970 in Cambridge, studierte nach ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin Englische Sprache und Literatur am Londoner Goldsmiths College. Die familiäre Tradition häufiger Wohnortwechsel führt sie inzwischen nicht mehr fort, aber die Bekanntschaft mit neuen Orten und Menschen ist bis heute ein wesentlicher Impuls für ihre literarische Arbeit: »[…] vor allem musst du raus in die Welt, wenn du über die Welt schreiben willst«, urteilte die Autorin in einem Interview mit dem Deutschlandfunk 2010. Trotz vorübergehender Zweifel an der Idee einer eigenen erfolgreichen schriftstellerischen Karriere während des Studiums avancierte Jenny Valentine mit ihrem Debütroman »Finding Violet Park?« (2007; dt. »Wer ist Violet Park?«, 2009) und ihren nachfolgenden Jugendromanen »Broken Soup« (2008; dt. »Kaputte Suppe«, 2010) und »The Ant Colony« (2009; dt. »Die Ameisenkolonie«, 2011) sowie ihrer Kinderbuchreihe »Iggy and me« (2009 f.; dt. »Meine kleine Schwester Kiki und ich«, 2010 f.) innerhalb kürzester Zeit zu einer international von der Kritik und dem Publikum gefeierten Autorin.
Hätte der 16-jährige Lucas in »Finding Violet Park?« geahnt, welche Wendung die Begegnung mit der Urne der ihm völlig unbekannten Violet Park seinem Leben geben sollte, hätte er diese vielleicht doch lieber auf dem Regalsims im Büro der Taxizentrale zurückgelassen. Die Erzählung seiner Spurensuche nach der Person Violet Park ist beispielhaft für Jenny Valentines außerordentliches erzählerisches Gespür für existenzielle Aspekte der Lebenswirklichkeit heutiger Jugendlicher im ganz normalen Wahnsinn zwischen Verantwortung, Sinnsuche und Streben nach Individualität. Zugleich offenbart nicht nur dieses Jugendbuch aus ihrer Feder ihre Faszination für die enge Verbindung der Vorstellungen von Zufall und Schicksal als Spiel der Möglichkeiten. Voller Wortwitz und einer sprachlich sowie dramaturgisch überzeugenden Komposition entfalten die Texte der Autorin ihre Tiefe in den leisen Zwischentönen des Wechselspiels komisch-skurriler, lakonischer und tragischer Elemente. Oftmals sind es Geheimnisse oder verborgene Intentionen, deren Enthüllung Risse in der mühsam aufrechterhaltenen Fassade des familiären bzw. gemeinschaftlichen Miteinanders sowie der Wahrnehmung der Protagonisten entstehen lässt. Damit verbunden diskutiert die Autorin Themen wie Außenseitertum, Kommunikation zwischen den Generationen, Verlust, Erinnerung und die Notwendigkeit, loszulassen. Daran knüpft auch ihr aktueller Jugendroman »The Double Life of Cassiel Roadnight« (2010; dt. »Das zweite Leben des Cassiel Roadnight«, 2011) an und ebenso ihr hochgelobtes Buch »Broken Soup«, worin die Autorin von der 15-jährigen Rowan erzählt, die seit dem Tod ihres Bruders Jack die Verantwortung für ihre ganze Familie übernommen hat.
Jenny Valentine erhielt zahlreiche nationale und internationale Preise, u. a. für ihr Debüt 2007 den Guardian Children’s Fiction Prize sowie 2008 die erste von vielen weiteren Nominierungen für die Carnegie Medal. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Hay-on-Wye.
© internationales literaturfestival berlin
Wer ist Violet Park?
dtv Reihe Hanser
München, 2009
[Ü: Klaus Fritz]
Kaputte Suppe
dtv premium
München, 2010
[Ü: Klaus Fritz]
Meine kleine Schwester Kiki und ich
Es geht los!
[Ill: Joe Berger]
dtv Reihe Hanser
München, 2010
[Ü: Anu Stohner]
Die Ameisenkolonie
dtv premium
München, 2011
[Ü: Klaus Fritz]
Das zweite Leben des Cassiel Roadnight
dtv premium
München, 2011
[Ü: Klaus Fritz]