Jelena Schwarz
- Russland
- Zu Gast beim ilb: 2004
Jelena Schwarz wurde 1948 in St. Petersburg geboren, wo sie auch heute lebt. Bereits im Alter von dreizehn Jahren schrieb sie ihre ersten Gedichte. 1971 absolvierte sie ihr Studium am Leningrader Institut für Theater-, Musik- und Filmwissenschaften und arbeitete anschließend als Übersetzerin, Lyrikerin und Essayistin. Seit den sechziger Jahren publizierte sie ihre Texte und Gedichte in der Samisdat-Untergrundliteraturszene. Bis zum Ende der Sowjetzeit durfte sie offiziell keine einzige Zeile veröffentlichen. Die metaphysisch-mystische Thematik ihrer Gedichte war der Zensur suspekt, was jedoch die inoffizielle Beliebtheit ihrer experimentell-lyrischen Gedichte und epischen Versdichtungen keineswegs schmälerte. Da ihre Texte in westlichen Periodika publiziert wurden, nahm man Jelena Schwarz schon früh außerhalb Russlands wahr. So verwundert es kaum, dass ihr erster Gedichtband in russischer Sprache „Tanzujuschy David” (Ü: Der tanzende David) 1985 nicht in ihrer Heimat, sondern in New York erschien. Es folgten 1987 „Stichi” (Ü: Gedichte), veröffentlicht in Paris und München. Als 1989 im Zuge der Perestroika endlich ihr erster Gedichtband „Storony swjeta” (Ü: Himmelsrichtungen) in der Sowjetunion herauskommen konnte, war das Buch bereits am ersten Erscheinungstag ausverkauft. Seitdem erschien bislang jedes Jahr ein Band ihrer Gedichte. 1999 erhielt Jelena Schwarz den angesehenen Literaturpreis Palmyra des Nordens. Vier Jahre später wurde ihre zweibändige Werkausgabe “Sochinenia Eleny Schwarz” (2002; Ü: Werke von Jelena Schwarz) mit dem Triumph-Preis ausgezeichnet.
Das Schreiben Jelena Schwarz’ ist durch die Kombination konträrer Elemente geprägt. Mit imaginativer Kraft entstehen eigenwillige Symbiosen von Alltäglichem und Mythischem. In der Struktur und Thematik einfach und komplex zugleich, in der Bildervielfalt und der Stimmung teils poetisch, teils ironisch-grotesk, ist ihre Dichtung sowohl in lyrisch-religiösen Traditionen, als auch im Spielerisch-Experimentellen verwurzelt. „In Gedichten sollte der Wanderer, wie in einer Taiga-Hütte, all das finden, was er fürs erste benötigt: Streichhölzer, Brot, Salz, eine Axt, daneben einen Brunnen. Doch dann stellt sich heraus, dass sich in ihnen alles Mögliche finden lässt, was von sich aus niemand erwartet.” Und obwohl sie ihre Gedichte als sehr nahe und persönliche „Lebensbeschreibung in Aphorismen” bezeichnet, weiß sie auch um ihr Eigenleben: „Gedichte sind Wesen, sie fliegen fort und zwar sehr weit.”
Ihre Texte wurden in mehrere europäische Sprachen übersetzt. Mit den Bänden „Ein kaltes Feuer brennt an den Knochen entlang“ (1997) und „Das Blumentier” (1999) liegen ihre Gedichte auch in deutscher Sprache vor.
© internationales literaturfestival berlin
Tanzujuschy David
Russica Publishers
New York, 1985
Storony swjeta
Sowjetski pisatjel
Leningrad, 1989
Ein kaltes Feuer brennt an den Knochen entlang
Oberbaum
Chemnitz, 1997
Übersetzung: Bettina Eberspächer
Das Blumentier
Grupello
Düsseldorf, 1999
Übersetzung: Alexander Nitzberg
Stichotworenija i poemi
Ina pr ess
St. Petersburg, 1999
Sochinenia Eleny Schwarz (2 Bände)
Puškinskij Fond
St. Petersburg, 2002
Widimaja storona schisni
Limbus pr ess
St. Petersburg, 2003
Trost skoropisca
Puškinskij Fond
St. Petersburg, 2004
Rom liegt irgendwo in Russland. Zwei russische Dichterinnen im lyrischen Dialog über Rom
[mit Olga Martynova]
Edition per pr ocura
Lana, Wien, 2006
Übersetzung: Elke Erb, Olga Martynova
Übersetzer: Bettina Eberspächer, Alexander Nitzberg